Chest Pain Unit
Notfallversorgung: Erfolgsmodell CPU
Chest Pain Unit-- Anders als der Name suggeriert, versteht sich die „CPU“ nicht nur als Anlaufstelle für Patienten mit akutem Brustschmerz oder ACS-Verdacht, sondern vielmehr als fachspezifische Notaufnahme. Hier werden alle kardiovaskulären Notfälle versorgt, sofern sie hämodynamisch und respiratorisch stabil sind.
Veröffentlicht:Die zunehmende Komplexität der kardiovaskulären Notfälle hat bereits vor mehr als zehn Jahren zur Entstehung von Chest Pain Units (CPUs) in Deutschland geführt. Mittlerweile sind 350 CPUs (Stand 19.12.2022) durch die DGK zertifiziert, davon bereits 298 re-zertifiziert [1]. Der Patient mit einem Herzinfarktverdacht ist ein wichtiger Schwerpunkt, da in Deutschland ca. 220.000 Herzinfarktpatienten in Kliniken aufgenommen und über 49.000 Menschen am Herzinfarkt versterben. Daher müssen nach den DGK-Kriterien CPUs neben der Diagnostik und Überwachung der Patienten u. a. eine interventionelle Therapieeinheit mit Herzkatheterlabor und einem eigenen 7-Tage-24-Stunden-Bereitschaftsdienst mit mehreren interventionellen Kardiologen vorgehalten werden. Der Grundgedanke dabei ist, dass die Komplexität der Krankheitsbilder einen Spezialisten und keinen Generalisten erfordert. Die im Individualfall benötigte Kompetenz der Subspezialisierung (Interventioneller Kardiologe, Angiologe, spezielle Bildgebung, Rhythmusspezialist, usw.) kann intern effektiver abgerufen werden.
Flächendeckend und qualitativ
Für die wichtigsten Krankheitsbilder im kardiovaskulären Schwerpunkt (s. Tabelle) wurden diagnostische und therapeutische Standards erstellt und kontinuierlich auf dem neuesten Stand gehalten [2]. Diese Standards orientieren sich eng an den neuesten Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC), lassen aber genügend Freiheit zur Anpassung an lokale Strukturen und Organisationsabläufe. Zur Sicherstellung dieser hohen Versorgungsqualität werden alle CPUs einem regelmäßigen Zertifizierungsprozess unterzogen, der durch ein Audit eines oder mehrerer unabhängiger Gutachter die jeweils gültigen Qualitätsvorgaben kontrolliert. Die Versorgung ist flächendeckend und berücksichtigt auch geografische Regionen mit niedriger Bevölkerungsdichte.

© nach: Giannitsis E, Post F, Haerer W et al. Kriterien der DGK für „Chest Pain Units“. Kardiologe. 2020;14:466-79
Die Zertifizierung nach den Kriterien der DGK ist gebunden an eine verbindliche Einhaltung räumlicher, personeller und technischer Ausstattungsmerkmale wie der Verfügbarkeit einer Computertomografie, einer zeitnahen transthorakalen und transösophagealen Echokardiografie. Diese Zertifizierungskriterien werden in regelmäßigen Abständen überarbeitet und publiziert. Eine Übersicht der wichtigsten Zertifizierungskriterien findet sich in der Tabelle. Die kompletten Voraussetzungen zur Zertifizierung sind als Manuskript [2] und über die Webseite der DGK (https://cpu.dgk.org/) einsehbar.
Die positiven Auswirkungen der CPUs auf die Versorgungsqualität in Deutschland werden durch zahlreiche veröffentlichte Auswertungen eines am Institut für Versorgungsforschung angesiedelten Registers und durch Auswertungen einzelner Notaufnahmen untermauert [3–6] und durch eine höchst positive Bewertung durch die ESC in ihrer Bedeutung gewürdigt [7, 8]. Der Gemeinsame Bundesausschusses des Bundestages (G-BA) räumt den CPUs eine eigenständige Position gegenüber den zentralen Notaufnahmen ein, was die Erfolgsgeschichte der CPU-Zertifizierung durch die DGK untermauert [9].
Fazit
Die Versorgung akuter kardiovaskulärer Notfälle sollte – hämodynamische und respiratorische Stabilität vorausgesetzt – in spezialisierten CPUs erfolgen, die in Deutschland flächendeckend verfügbar sind.
CPUs werden nach Kriterien der DGK zertifiziert und in regelmäßigen Abständen auf Einhaltung der hohen Qualität geprüft.
Literatur beim Verfasser
Kontakt-- Prof. Dr. Evangelos Giannitsis, Medizinische Klinik III, Universitätsklinikum Heidelberg,