SBAS-Therapie ist vorteilhaft bei Vorhofflimmern
Doppelpack-- Störungen der Atmung im Schlaf (SBAS) finden sich bei ca. 50 % der Patienten und Patientinnen mit Vorhofflimmern und erschweren die Rhythmuskontrolle. Trotz vieler offener Forschungsfragen wird eine CPAP-Therapie als Teil eines kombinierten Risikofaktor-Managements empfohlen.
Veröffentlicht:Während in der Allgemeinbevölkerung die Prävalenz einer mittel- bis hochgradigen schlafbezogenen Atmungsstörung (SBAS) bei etwa 9–17 % liegt [1], steigt bei Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern (VHF) die Prävalenz von mittel- bis hochgradiger SBAS auf 40–50 % an [2]. Bei Patienten und Patientinnen mit langbestehenden SBAS führen nächtliche Oxygenierungsschwankungen, intrathorakale Druckveränderungen und sympathovagale Aktivierung zu strukturellen Veränderungen in den Vorhöfen und tragen zur Ausbildung eines dynamischen und komplexen VHF-Substrates bei.
CPAP-Anwendung senkt VHF-Rezidivrate
Die Behandlung von SBAS durch CPAP-Gebrauch („continuous positive airway pressure“) war mit einer signifikanten Verringerung der VHF-Rezidivrate um 42 % vergesellschaftet [3]. Ein kombiniertes Risikofaktor-Behandlungsprogramm (inklusive SBAS-Therapie) war in der nicht randomisierten ARREST-AF-Studie mit weniger VHF-Rezidiven nach der Ablation von VHF assoziiert [4]. Entsprechend wird im Update des Positionspapieres „Schlafmedizin in der Kardiologie“ der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie bei Menschen mit VHF die Therapie einer SBAS im Rahmen eines kombinierten Risikofaktor-Managements empfohlen (Empfehlungsgrad I, Evidenzgrad B). Sie dient der Reduktion von VHF-Rezidiven, aber auch günstige Effekte auf den arteriellen Blutdruck und die Lebensqualität sind belegt. Außerdem kann eine CPAP-Therapie berücksichtigt werden, um gezielt die Progression sowie die Symptome von VHF zu reduzieren (Empfehlungsgrad IIb, Evidenzgrad C) [5].
Uneindeutige Studienlage
Seit der Veröffentlichung des Positionspapieres „Schlafmedizin in der Kardiologie“ sind kleinere randomisierte Studien zur Therapie der SBAS bei Patientinnen und Patienten mit VHF erschienen: Bei 25 Probandinnen und Probanden mit persistierendem VHF und SBAS hatte eine CPAP-Behandlung keinen Effekt auf das Auftreten von VHF-Rezidiven nach elektrischer Kardioversion [6]. In der A3-Studie mit 83 Patienten und Patientinnen mit paroxysmalem VHF reduzierte eine VHF-Ablation deutlich das Auftreten von VHF, sowohl in der CPAP- als auch in der Kontrollgruppe [7]. Letztlich sind diese beiden randomisierten Studien zu klein, um einen möglichen günstigen Effekt einer CPAP-Therapie sicher auszuschließen. In den nächsten Jahren folgen Ergebnisse von größeren randomisierten Studien, wie z. B. SLEEP-AF (ACTRN12616000088448).
Drei Barrieren erschweren SBAS-Screening
Die Behandlung von SBAS bei Personen mit VHF erfordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Kardiologie, Elektrophysiologie und Schlafmedizin. Um die ärztliche Qualifizierung in diesen integrativen kardiologischen und schlafmedizinischen Versorgungsstrukturen zu gewährleisten, wurde das „Curriculum Kardiovaskuläre Schlafmedizin“ neu eingeführt [7]. Eine kürzlich veröffentlichte Umfrage der European Heart Rhythm Association (EHRA) und Association of Cardiovascular Nurses and Allied Professions (ACNAP) hat jedoch drei Hauptbarrieren für ein systematisches SBAS-Screening bei Patienten und Patientinnen mit VHF identifiziert: mangelnde Zusammenarbeit zwischen Kardiologie und Schlafmedizin, lange Wartezeiten in Schlaflaboren und mangelnde finanzielle und personelle Ressourcen [9]. Das kürzlich veröffentlichte Scientific Statement der American Heart Association deklariert die Verbesserung des SBAS-Screenings und -Managements und den Gebrauch digitaler Technologien und Künstlicher Intelligenz als vielversprechenden Fokus für zukünftige Forschungsprojekte[10].
Fazit
Fast jede zweite Person mit VHF leidet an SBAS. Dies ist mit einem schlechteren Ansprechen auf eine Rhythmuskontrolle assoziiert.
Bis zum Vorliegen größerer randomisierter Studien wird ein SBAS-Management insbesondere im Rahmen eines kombinierten Risikofaktor-Managements empfohlen.
Kontakt-- Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Dominik Linz, Cardiology Heart & Vascular Center, Maastricht University Medical Center, dominik.linz@mumc.nl
Literatur--
1. Cowie MR et al. J Am Coll Cardiol. 2021;78:608-24
2. Kadhim K et al. Can J Cardiol. 2021;37:1846-56
3. Shukla A et al. JACC Clin Electrophysiol. 2015;1:41-51
4. Pathak RK et al. J Am Coll Cardiol. 2014;64:2222-31
5. Fox H et al. Kardiologie. 2021;15:429-61
6. Caples SM eta l. Int J Cardiol. 2019;278:133-6
7. Hunt TE et al. Heart Rhythm. 2022;19:1433-41
8. Arzt M et al. Kardiologie. 2021;15:480-94
9. Desteghe L et al. Europace. 2021;23:1677-84
10. Mehra R et al. Circulation. 2022;146:e119-e13