Kardiovaskuläre Prävention

SECURE – Positives von der Polypille

Herzinfarkt-- Eine Polypille, genauer gesagt, eine Fixkombination aus ASS, Ramipril und Atorvastatin kann in der Sekundärprävention des Myokardinfarkts möglicherweise mehr als die Adhärenz verbessern. Das zeigte die prospektive Interventionsstudie SECURE.

Von Dr. Natalie Arnold und Prof. Wolfgang König Veröffentlicht:

Hauptproblem einer medikamentösen Langzeittherapie nach Herzinfarkt stellt eine mangelnde Adhärenz dar [1, 2], sodass die Reduktion der „Pill Burden“ von großer Bedeutung ist [3]. SECURE (Secondary Prevention of Cardiovascular Disease in the Elderly), eine prospektive randomisierte Phase-III-Studie liefert nun erstmals den Nachweis, dass eine Fixkombination aus ASS, Ramipril und Atorvastatin nicht nur die Adhärenz verbessert, sondern auch kardiovaskuläre (CV) Ereignisse reduziert [4]. Insgesamt wurden 2.499 Herzinfarktpatientinnen und -patienten zur Polypill oder Standardtherapie mit Einzelsubstanzen randomisiert. Nach einem Follow-up von 3 Jahren zeigte die Polypill-Gruppe eine signifikante Reduktion des primären Endpunktes um 24 % im Vergleich zur Standardtherapie, überwiegend bedingt durch eine Senkung der CV-Mortalität. Die Autoren führen dies auf eine höhere Therapietreue in dieser Gruppe zurück.

Ungewöhnlich: CV-Mortalität sinkt nach nur 3 Jahren Follow-up

Die SECURE-Studie lässt allerdings einige Fragen offen. Es wurden keine signifikanten Unterschiede von Blutdruck oder LDL-Cholesterin zwischen den beiden Patientengruppen beobachtet, was bei verbesserter Therapieadhärenz in der Polypill-Gruppe zu erwarten gewesen wäre. Hat eine ausgeprägtere Lipoprotein- und Blutdruckvariabilität in der „Usual Care“-Gruppe hier eine Rolle gespielt [5]? Fanden sich Unterschiede anderer Lebensstilfaktoren wie Rauchen oder körperliche Aktivität? Zudem ist die vorwiegende Senkung der CV-Mortalität bei evidenzbasierter Therapie und einem nur 3-jährigen Follow-up ungewöhnlich (andere CV-Endpunkte waren nicht statistisch signifikant unterschiedlich). Ebenso ist eine tendenziell höhere nicht CV-Mortalität in der Polypill-Gruppe kritisch zu betrachten, die allerdings möglicherweise durch konkurrierende Todesursachen bei einem älteren Patientenkollektiv erklärt werden kann. Auch die höhere Zahl ungeklärter Todesfälle in der Polypill-Gruppe könnte die Studienergebnisse verzerrt haben.

Fazit

Trotz aller Limitationen sind die Ergebnisse der SECURE-Studie ermutigend.

Denn SECURE weist erstmals nach, dass die kontinuierliche Einnahme einer Polypille aus ASS, Ramipril und Atorvastatin nicht nur die Adhärenz verbessert, sondern auch mit einer Reduktion der CV-Mortalität assoziiert ist.

Kontakt-- Prof. Dr. med. Wolfgang Koenig, DHZ München/TU München, Dr. med. Natalie Arnold, UKE Hamburg,

Literatur bei der Verfasserin/dem Verfasser

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