Stellenwert Herzmedizin – Reform des Studiums?

Medizinische Lehre-- Die gute Nachricht vorneweg: Kardiologische Erkrankungen sind im neuen Lernzielkatalog (NKLM 2.0) gut abgebildet. Der Appell: Wie genau gelehrt wird, hängt vom Engagement der Lehrkräfte an den Universitäten ab.

Von Prof. Stefan Frantz Veröffentlicht:
Kommt künftig mehr Praxisorientierung?

Kommt künftig mehr Praxisorientierung?

© M. Ihle/Uni Bremen

In der Lehre tut sich gerade viel. In einem mehrjährigen Prozess wurde der NKLM überarbeitet. NKLM steht für „Nationaler Kompetenzbasierter Lernzielkatalog Medizin.“ Er wird vom Medizinischen Fakultätentag erstellt und gibt letztlich den Universitäten den Inhalt des Medizinstudiums vor. Hierbei gibt es verpflichtende Lehrinhalte und Schwerpunkte, die jede Fakultät selbst setzen kann. Die Erstellung des neuen NKLM 2.0 war ein aufwendiger und langwieriger Prozess mit über 700 Sachverständigen.

Insgesamt wurde der Lernzielkatalog aktualisiert und auf Kompetenzen ausgerichtet, was zu einer stärkeren Praxisorientierung in der Lehre und auch in den entsprechenden Prüfungen führt. Parallel dazu wird der Gegenstandskatalog überarbeitet. Der Gegenstandskatalog beinhaltet die Prüfungsinhalte, deren Erstellung das IMPP (Institut für Medizinische und Pharmazeutische Prüfungsaufgaben) als Staatsaufgabe übertragen bekommen hat. Denn wir schließen ja das Medizinstudium mit einem Staatsexamen ab. Zum Glück sind beide nahezu identisch.

Neuer Lernzielkatalog mit 3.000 Lernzielen

Insgesamt stehen in dem Lernzielkatalog knapp 3.000 Lernziele. Diese Lernziele haben unterschiedliche Gewichtungen (Granularität). Alle kardiologischen Erkrankungen sind gut berücksichtigt. Wie die entsprechende Lehre kardiovaskulärer Probleme erfolgt, hängt allerdings von der lokalen Umsetzung an den einzelnen Universitäten ab. Denn auch unsere ca. 20 Jahre alte Approbationsordnung, die den Ablauf des Studiums regelt, wird derzeit novelliert und deshalb wird die Lehre in vielen Universitäten überarbeitet.

Kernpunkte der neuen Approbationsordnung sind mehr Unterricht in Kleingruppen, weniger Vorlesungen, modularer Aufbau (nach Organen sortierte Lehre), kompetenzorientierte Wissensvermittlung, strukturierte praktische Prüfungen (OSCE-Prüfung, Objective Structured Clinical Examination), Einführung in die Klinik mittels Fokuserkrankungen (hiervon viele kardiovaskuläre Erkrankungen) bereits ab dem 1. Semester, verpflichtendes Anfertigen einer wissenschaftlichen Arbeit etc. Seit dem Regierungswechsel ist allerdings weniger Druck zur Verabschiedung der neuen Approbationsordnung spürbar, die ursprünglich 2025 eingeführt werden sollte.

Attraktivität des Faches vermitteln – eine Chance für Lehrende

Die geplanten Reformen sind teuer, da sie offensichtlich sehr personalaufwendig sind, und es ist derzeit unklar, wie diese Kosten geschultert werden können. Wichtig ist, dass sich alle in ihren Universitäten bei der Überarbeitung der Lehre einbringen, damit kardiovaskuläre Erkrankungen auch entsprechend ihrer Wichtigkeit gelehrt werden können. Ich sehe diese neuen Entwicklungen als Chance, die Diagnostik und Therapie kardiovaskulärer Erkrankungen und die Attraktivität unseres Fachs dem Nachwuchs näher zu bringen.

Fazit

Nach dem Lernzielkatalog (NKLM 2.0) wird derzeit die Approbationsordnung überarbeitet, die den Ablauf des Studiums regelt.

Dabei ist der Einsatz der Lehrenden an den Universitäten gefragt, damit die kardiovaskulären Krankheiten entsprechend ihrer Wichtigkeit gelehrt werden.

Kontakt-- Prof. Dr. med. Stefan Frantz, Universitätsklinikum Würzburg

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