Kognitive Leistungsverbesserung
HFpEF-- Die Trikuspidalklappeninsuffizienz ist eine häufige Spätfolge bei Herzinsuffizienzpatienten mit erhaltener linksventrikulärer Pumpfunktion (HFpEF) und kann dann auch zu kognitiven Einschränkungen führen.
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Interventionsziel Trikuspidalklappe.
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Bis zu 50 % der HFpEF-Patienten leiden an einer mindestens moderaten Trikuspidalklappeninsuffizienz (TI). Auch wenn die Pathomechanismen und insbesondere der Zeitverlauf noch nicht eindeutig geklärt sind, ist bekannt, dass sowohl die HFpEF als auch die TI häufig lange Zeit unentdeckt bleiben und deshalb nicht ausreichend behandelt werden. Folglich stellen sich viele Patienten erst in sehr fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung vor, in denen die TI-Symptome nicht mehr adäquat mittels diuretischer Therapie adressiert werden können.
Beeinträchtigung der neuronalen Homöostase
Etwa 20 % des Sauerstoff- und Glukoseverbrauchs im Körper findet im Gehirn statt, weshalb eine effiziente zerebrale Perfusion notwendig ist, um die neuronale Homöostase aufrechtzuerhalten und damit die strukturelle und funktionelle Integrität im Gehirn zu gewährleisten. Ein chronisch erniedrigtes Herzzeitvolumen (HZV) im Rahmen einer relevanten TI bei HFpEF kann den zerebralen Blutfluss verheerend stören und damit zu einer kognitiven Dysfunktion führen.

Dr. Muhammed Gerçek, Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen
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Erstmals konnte nun im Rahmen einer in unserem Zentrum durchgeführten Untersuchung zur Dynamik der kognitiven Funktion mittels „Montreal Cognitive Assessment Test“ (MoCA-Test) bei 34 HFpEF-Patientinnen und -Patienten mit relevanter TI gezeigt werden, dass ein hoher Anteil (67,6 %) an einer zumindest milden Einschränkung der kognitiven Leistungsfähigkeit leidet.
Die Transkatheter-Trikuspidalklappenintervention (TTVI) mittels segelbasierter Rekonstruktionstechniken oder einem direkten Anuloplastieverfahren führte bei diesen Patienten zu einer Verbesserung der Herzinsuffizienzsymptome (NYHA-Stufe) und einer Leistungssteigerung im 6-Minuten-Gehtest.
Zudem konnte ein Anstieg der kognitiven Leistungsfähigkeit im MoCA-Score drei Monate nach Eingriff dargestellt werden, mit den größten Verbesserungen in den kognitiven Dimensionen der exekutiven Funktion sowie des Gedächtnisses. Die Verbesserungen in der Kognition korrelierten hierbei mit dem Anstieg im HZV und führten auch zu einer subjektiven Steigerung der Lebensqualität.
TTVI mildert symptomatische Spätfolgen der HFpEF
Aus diesem Grund sollte bei einer HFpEF-Diagnose auch immer an eine TI gedacht werden und umgekehrt eine relevante TI eine genauere Untersuchung der diastolischen Herzfunktion nach sich ziehen. Denn die TTVI erlaubt uns Spätfolgen dieser Erkrankungen wie die kognitive Dysfunktion zu behandeln, wozu es bisher keine guten therapeutischen Möglichkeiten gab.
Auch wenn durch die TTVI nur die Symptome und nicht die Ursache der HFpEF behandelt werden können, wird immer deutlicher, dass die interventionelle Behandlung der TI bei HFpEF nicht nur die körperliche Leistungsfähigkeit, sondern auch die kognitive Funktion verbessert und damit zu einer Steigerung der Lebensqualität führt.
Kontakt-- Dr. med. Muhammed Gerçek, DGK-Forschungsstipendiat 2020, HDZ NRW, Bad Oeynhausen; mugercek@hdz-nrw.de