Drogen + Herzprobleme = ungünstig

Zu guter Letzt-- Wer mit illegalen Drogen im Blut auf eine kardiologische Intensivstation muss, hat besonders schlechte Karten: Das Risiko, einen hämodynamischen Schock oder einen plötzlichen Herztod zu erleiden, ist um ein Vielfaches erhöht.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:

Der chronische Genuss illegaler Drogen kann auch das Herz belasten und Herzinfarkte oder einen plötzlichen Herztod begünstigen, zudem scheint der Konsum solcher Drogen die Prognose bei kardiovaskulären Ereignissen zu verschlechtern. Dies sei etwa für Cannabis und Kokain in Studien gezeigt worden, berichten Forschende um Théo Pezel aus der Kardiologie der Hôpitaux de Paris. Allerdings mache die retrospektive Natur vieler dieser Studien belastbare Aussagen schwierig. Ein Team um Pezel hat daher prospektiv geschaut, wie hoch der Anteil von Menschen mit Drogen im Urin auf kardiologischen Intensivstationen in Frankreich ist. Sie kamen auf einen Anteil von immerhin 11 %, und bei solchen Personen war dann der Verlauf tatsächlich ungünstiger.

An der ADDICT-ICCU-Studie (Addiction in Intensive Cardiac Care Units) beteiligten sich 39 kardiologische Zentren in Frankreich. Sie veranlassten bei allen Patientinnen und Patienten, die im Laufe von zwei Wochen im April 2021 auf die Intensivstationen aufgenommen wurden, einen Urintest auf gängige illegale Drogen. Berücksichtigt wurden nur Erwachsene, die vor der Aufnahme nicht schon hospitalisiert waren, insgesamt erfolgten Urintests bei knapp 1.500 Personen.

9 % mit Cannabis im Urin

Bei 10,7 % reagierten die Tests positiv, meist wurde ein Konsum von Cannabis detektiert (bei 9,2 %), gefolgt von Opioiden (2,1 %), Kokain (1,7 %), Amphetaminen (0,7 %) sowie MDMA (0,6 %). Drogenkonsumenten waren im Schnitt etwas jünger (53 vs. 65 Jahre) und wiesen deutlich seltener kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Diabetes, Hypertonie und Dyslipidämie auf als Personen mit negativem Drogentest. Dafür waren sie signifikant häufiger aktive Raucher (56 vs. 22 %) und HIV-positiv (2,5 vs. 0,6 %). Bei den Eingangsdiagnosen gab es keine größeren Differenzen: Etwa die Hälfte kam mit einem Herzinfarkt, die übrigen meist mit einer akuten Herzinsuffizienz (ca. 12 %) sowie Arrhythmien, Myokarditiden und anderen Erkrankungen.

Schwere kardiovaskuläre Ereignisse wie plötzlicher Herztod oder hämodynamischer Schock traten bei den Drogenkonsumenten während des Klinikaufenthalts deutlich häufiger auf als unter den übrigen Patienten (bei 13 vs. 3 %). Auch eine multivariate Analyse unter Berücksichtigung diverser Begleitfaktoren deutete auf ein stark erhöhtes Risiko für solche Ereignisse unter den Drogenkonsumenten (Odds Ratio, OR = 8,8) und ein noch stärker erhöhtes Risiko bei multiplem Drogenkonsum (OR = 12,7). Vor allem das Risiko für einen plötzlichen Herztod lag deutlich höher (OR = 33,4).

Bezogen auf die einzelnen Drogen ging sowohl der Nachweis von Cannabis (OR =3,5), Kokain (OR = 5,1) sowie besonders MDMA (OR = 29,3) mit einem erhöhten Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse einher – die Zahlen sind aufgrund der wenigen Personen mit einem Konsum illegaler Drogen jenseits von Cannabis aber mit Vorsicht zu betrachten.

Ein interessanter Nebenaspekt: Nur jede zweite Person mit einem positiven Drogentest hatte einen Konsum illegaler Drogen zugegeben

Fazit

Der Konsum illegaler Drogen bei Patienten auf kardiologischen Intensivstationen ist ein Marker für einen ungünstigen Verlauf.

Die positiv auf illegale Drogen getesteten Patienten entwickeln auf Intensivstationen vermehrt schwere kardiovaskuläre Probleme.

Literatur-- Pezel T et al. Heart. 2023; https://doi.org/10.1136/heartjnl-2023-322520

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