Uniklinik oder nicht universitäre Klinik?

Auswahl der ersten Assistenzstelle

Entscheidungsfindung-- Uniklinik oder nicht universitäre Klinik? Kleine oder große Klinik? Kaum ist der dritte Abschnitt der ärztlichen Prüfung geschafft, steht auch schon die Frage an, in welchem Haus man sich bewerben und die erste Assistenzarztposition antreten soll. Denkanstöße zur Auswahl der passenden Stelle.

Von PD Dr. Isabel Körber und Dr. Caroline Happe Veröffentlicht:
Eine Assistenzstelle in der Klinik sollte sorgfältig ausgewählt werden.

Eine Assistenzstelle in der Klinik sollte sorgfältig ausgewählt werden.

© Luis Louro/stock.adobe.com (Symbolbild mit Modellen)

Die Entscheidung, ob man seinen Karriereweg in der Universitätsmedizin oder in einem nicht universitären Haus beginnen sollte, kann mitunter sehr schwierig sein, sodass wir in diesem Artikel einige Denkanstöße hierzu liefern möchten.

Zunächst sollte man sich die Frage stellen, welchen langfristigen Karriereweg man momentan anstrebt. Wichtig ist hier, auch mal weiter in die Zukunft zu denken und sich den gewünschten Arbeitsalltag nach der Ausbildung als Facharztärztin/Facharzt oder in leitenden Positionen vorzustellen. Möchte man gerne interventionell tätig sein oder strebt man zum Beispiel führend eine Tätigkeit in der Niederlassung an? Je nachdem ist dann das Spektrum an benötigten Fertigkeiten unterschiedlich.

Erfahrungen anderer Ärzte und Ärztinnen berücksichtigen

Hilfreich kann hier auch sein, mit bekannten Fachärzt*innen oder Oberärzt*innen zu sprechen, wie diese ihren Werdegang gestaltet haben. Für eine Niederlassung ist zum Beispiel sicher eine gute Ausbildung in der Echokardiografie und in weiterer funktioneller Diagnostik (beispielsweise auch Schrittmacherabfragen) sehr von Vorteil und man sollte daher bei der Auswahl der Klinik beachten, dass dies ausreichend im Lehrplan vorgesehen ist.

Des Weiteren sollte man sich auch fragen, ob das eigene Interesse primär in Forschung und Lehre liegt und vielleicht sogar eine Habilitation das Ziel sein soll. Dies ist fast exklusiv an Universitätskliniken möglich, insbesondere im Hinblick auf die Grundlagenforschung. Generell ist die Vereinbarkeit von Forschung und klinischer Tätigkeit (eventuell sogar in speziellen Programmen, bzw. designierten Arbeitsgruppen) in den Universitätskliniken in der Regel eher gegeben.

Soll die wissenschaftliche Karriere im Vordergrund stehen?

Nachdem der Weg zur Habilitation viele Jahre umfasst, ist es hilfreich, in einer Klinik mit entsprechendem Umfeld bereits in den ersten klinischen Ausbildungsjahren auch die wissenschaftliche Karriere fördern zu können. Auch hier hilft es, direkt bei Hospitationen konkret nachzufragen, welche Forschungsgruppen oder evtl. Forschungsrotationen zur Verfügung stehen, bzw. welche Datenbankstrukturen es für klinisch-wissenschaftliche Forschung gibt.

Je besser diese Strukturen etabliert sind, desto einfacher gelingt meist der erfolgreiche und frühe Einstieg in die wissenschaftliche Karriere. Ein späterer „Quereinstieg“ von peripherem Haus an eine Uniklinik ist nicht absolut ausgeschlossen, eventuell fehlt dann aber zu Beginn der schnelle Anschluss. Eine Promotion oder auch die weitere Mitarbeit an primär klinischen Studien ist häufig auch an nicht universitären Häusern möglich und gern gesehen.

Hat man die Gretchenfrage der Forschung für sich bereits beantwortet und ist primär an klinischer Tätigkeit interessiert, so gibt es auch hier Unterschiede zwischen den Ausbildungskliniken. In peripheren Häusern sind die Einstiege in Funktionsbereiche oft kurzfristiger und die Kontakte zu angrenzenden Fächern, wie zum Beispiel anderen Bereichen der Inneren Medizin, deutlich enger (gegebenenfalls schließen die Dienste diese Bereiche auch mit ein).

Vielleicht deckt man sogar während seiner Stationstätigkeit Funktionsdiagnostik wie Echokardiografie oder Schrittmacherabfragen teilweise mit ab und kommt so früh damit in Berührung. Dies führt zu einem breiten Grundlagenwissen, das insbesondere für Einsteiger in die Medizin im Allgemeinen und die Kardiologie im Speziellen sehr nützlich sein kann. Zudem ist – je nach persönlicher Vorliebe – das Lernen in einem etwas kleineren Team angenehmer.

Direkt in der Wunschklinik nach Rotationen fragen

Auf der anderen Seite sind spezielle klinische Teilbereiche (wie EMAH, MRT-Bildgebung oder andere) nicht zwingend an jedem nicht universitären Haus vorhanden; dies gilt auch für einige interventionelle Bereiche (zum Beispiel Behandlung struktureller Herzerkrankungen, oder spezielle Elektrophysiologie). Hier lohnt sich die direkte Nachfrage an der Wunschklinik, ob passende Rotationen verfügbar sind.

Zusammenfassend sollte man sich zunächst fragen, wo die eigenen Stärken, Interessen und Ziele liegen (und auch einmal das „Wo sehe ich mich in 10 Jahren Spiel“ spielen, da hier eventuell auch einige Antworten liegen). Vor einer endgültigen Entscheidung sollte man jedoch definitiv hospitieren und die Klinik, ihre Organisation und vor allem die zukünftigen Kolleginnen und Kollegen ausführlich kennenlernen. Auch Famulaturen und das praktische Jahr eignen sich hierfür gut.

Dennoch darf man auch etwas Raum für Entwicklungen und Veränderungen lassen – der aktuelle Arbeitsmarkt lässt für motivierte (zukünftige) Kardiologinnen und Kardiologen gut begründete Wechsel in beide Richtungen zu.

Fazit

Wichtig ist es, die langfristige Karriereplanung (Wo will ich in 10 Jahren stehen?) bei der Wahl der Assistenzstelle mit einzubeziehen.

Wer eine Forscherkarriere anstrebt, hat in größeren Universitätskliniken meist mehr Entwicklungsmöglichkeiten.

Kleine periphere Häuser können evtl. bessere Kontakte zu angrenzenden Fächern und kürzere Einstiege in Funktionsbereiche bieten.

Hilfreich ist es, vor der Entscheidung in einer infrage kommenden Klinik zu hospitieren und sich Raum für Entwicklungen zu lassen.

Kontakt-- PD Dr. med. Maria Isabel Körber, Universitätsklinikum Köln,, und Dr. med. Caroline Happe, Contilia Herz- und Gefäßzentrum Essen,

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