Hypothesengenerierendes Ergebnis
Wie gut wirkt die Hochdosis-Grippeimpfung?
Machbarkeitsstudie-- Die DANFLU-1-Studie hat eine Hochdosis- mit einer Standarddosis-Influenzaimpfung bei im Schnitt 71-jährigen Personen verglichen. Das Besondere: Die Impfung war in die routinemäßige klinische Influenzaimpfung integriert, die Auswertung basiert auf Gesundheitsregisterdaten.
Veröffentlicht:Die positiven Effekte einer Influenza-Impfung auf respiratorische und kardiovaskuläre Erkrankungen und Sterblichkeit sind gut belegt [1, 2]. Hochdosierte Influenza-Impfstoffe enthalten gegenüber dem Standardimpfstoff die vierfache Menge an Antigen und können im Vergleich zu Standarddosierungen einen besseren Impfschutz bieten [3]. Allerdings wurde bislang nicht in belastbaren Studien untersucht, ob der hoch dosierte Influenza-Impfstoff auch Vorteile in Bezug auf klinische Endpunkte bietet.
Vor diesem Hintergrund wurde DANFLU-1 als Machbarkeitsstudie konzipiert, um zu prüfen, ob eine pragmatische randomisierte groß angelegte Studie im Rahmen der routinemäßigen Influenza-Vakzinierung der Bevölkerung realisierbar und informativ ist. Die Daten wurden von Niklas Dyrby Johansen und Kollegen auf dem ESC Kongress 2022 vorgestellt und sind noch nicht als Voll-Publikation verfügbar. Es wurden 12.551 Personen in Dänemark im Alter von 65 bis 79 Jahren randomisiert mit einer quadrivalenten Hochdosis oder einer quadrivalenten Standarddosis geimpft. Nachfolgend wurden im Beobachtungszeitraum zwischen Oktober 2021 und Ende Mai 2022 die Daten zu klinischen Ereignissen aus dänischen Gesundheitsregistern abgerufen und analysiert. Die vollständigen klinischen Informationen waren von 99,97 % der Teilnehmer verfügbar. Das mittlere Alter lag bei 71,7 Jahren. 41,1 % waren Frauen. Die Komorbiditäten der Teilnehmer waren mit der dänischen Allgemeinbevölkerung in der entsprechenden Altersgruppe vergleichbar.

Abb. 1: Reduktion der Hospitalisierungsrate aufgrund einer Influenzainfektion oder Pneumonie durch Einsatz von quadrivalentem Hochdosisimpfstoff (QIV-HD) im Vergleich zu quadrivalentem Standarddosisimpfstoff (QIV-SD): 10 vs. 28 Ereignisse.
© nach Niklas Dyrby Johansen et al.

Abb. 2: Reduktion der Gesamtsterblichkeit in der Gruppe unter quadrivalentem Hochdosisimpfstoff (QIV-HD) im Vergleich zu quadrivalentem Standarddosisimpfstoff (QIV-SD): 21 vs. 41 Ereignisse.
© nach Niklas Dyrby Johansen et al.
Relative Risikoreduktion bei Hospitalisierung und Mortalität
Der Einsatz des Hochdosisimpfstoffes gegenüber der Standarddosis ging mit einer 64%igen relativen Risikoreduktion für Hospitalisierung aufgrund einer Influenza oder Pneumonie (28 vs. 10 Ereignisse; Abb. 1) und einem um 49 % geringeren relativen Risiko für Tod (21 vs. 41 Verstorbene; Abb. 2) einher. Die Hospitalisierungsrate für kardiovaskuläre Ereignisse unterschied sich hingegen nicht (82 vs. 81 Ereignisse). In Bezug auf schwere unerwünschte Wirkungen gab es zwischen den beiden Gruppen keine signifikanten Unterschiede.
DANFLU-Studie war „underpowert“
Die Autoren betonen, dass diese positiven Ergebnisse als hypothesengenerierend zu werten sind, da die Stichprobenzahl nicht für diese Endpunkte konzipiert war. Nach ihrer Fallzahlanalyse wären für eine Studie mit ausreichender Power zum Nachweis einer prognostischen Überlegenheit ca. 200.000 Teilnehmende nötig [4].
Ein bedeutendes methodisches Ergebnis der DANFLU-1-Studie ist, dass eine wichtige randomisierte Studie in bestehende öffentliche Impfprogramme pragmatisch und erfolgreich integriert werden kann. Die Voraussetzung hierfür sind Datenschutzregelungen, die eine Vernetzung von Datenbanken des Gesundheitssystems zur Nachverfolgung klinischer Ereignisse ermöglichen.
Fazit
Die Impfstudie DANFLU-1 zeigt, dass ein hoch dosierter quadrivalenter Impfstoff gegen Influenza sowohl Mortalitäts- als auch Hospitalisierungsraten aufgrund von Influenzainfektion und Pneumonie bei älteren Erwachsenen senken kann, im Vergleich zur Standarddosis.
Damit unterstreicht DANFLU-1 die große Bedeutung der Influenza-Impfung, auch in Zeiten von COVID-19.
Kontakt-- Dr. med. Irina Müller-Kozarez und Prof. Dr. med. Ulrich Laufs, Universitätsklinikum Leipzig,
Literatur bei der Verfasserin/dem Verfasser