Neues Positionspapier von DGK und DGTHG zur Sondenextraktion
Revisionseingriffe-- Die Zahl der Extraktionen von kardialen implantierbaren elektronischen Devices (CIED) steigt. Zur Etablierung eines deutschlandweiten Standards wurde ein Positionspapier zur Sondenextraktion entwickelt.
Veröffentlicht:Auch wenn die Anzahl der Schrittmacher- und ICD-Implantationen zurückgegangen ist, nimmt die Anzahl der Revisionseingriffe zu. Der Anteil der Revisionseingriffe betrug allein im Jahr 2020 10,26 % für Schrittmacher und 19,78 % für ICDs. Bedingt durch eine steigende Rate an Device-Infektionen, ein zunehmendes Bewusstsein für Lead-Management sowie verbesserte perkutane Extraktionswerkzeuge ist die Anzahl der Extraktionseingriffe gestiegen.
Während es bereits internationale Empfehlungen zur Extraktion von kardialen implantierbaren Devices (CIED) gab, fehlten diese bisher für Deutschland noch. Ein neues gemeinsames Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) und der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) füllt nun diese Lücke [2].
Herzchirurgischer undkardiologischer Konsens
Die Autoren des Positionspapiers haben in Anlehnung an internationale Empfehlungen einen gemeinsamen herzchirurgischen und kardiologischen Konsens für Deutschland entwickelt. Ziel des Positionspapiers ist die Etablierung eines deutschlandweiten Standards zur Durchführung von Sondenextraktionen. Das aktuelle Positionspapier bietet dabei einen umfangreichen Überblick zu folgenden Aspekten der Sondenextraktion:
Indikationsstellung, Ziele, Risikostratifizierung und Patientenselektion,
Patientenvorbereitung und Aufklärung,
Mindestzahlen und Qualifikation der Extrakteure und Ausbilder,
räumliche und infrastrukturelle Voraussetzungen,
organisatorische Anforderungen und Durchführung,
Komplikationsmanagement,
Qualitätssicherung.
Unterscheidung zwischen infizierten und nicht infizierten Devices
Bezüglich der Indikation wird zwischen der Extraktion bei infizierten CIEDs (MUST) und nicht infizierten CIEDs (schwächere Indikation) unterschieden (s. Tabelle). Infizierte CIEDs sollten zeitnah, möglichst innerhalb von drei Tagen nach Indikationsstellung entfernt werden. Die Risikostratifizierung erfolgt nach Patientenfaktoren, Sondencharakteristika und der Zentrumserfahrung. Prinzipiell wird zwischen der perkutanen und der offen chirurgischen Technik unterschieden.
Die perkutane Technik stellt dabei mit Ausnahme von anatomischen Unwägbarkeiten, großen Vegetationen oder einer Herzklappenbeteiligung die erste Wahl dar. Patienten mit niedrigem Risiko (Elektrodenalter < 1 Jahr, fehlender Nachweis einer Endokarditis/Endoplastitis) können in einem Zentrum ohne Herzchirurgie explantiert werden. Bei allen anderen Patienten wird eine Versorgung in einem Zentrum für transvenöse Sondenextraktionen (TLE) mit Herzchirurgie empfohlen.
Eine Versorgung ist in einem High-Volume-Zentrum (> 30 Prozeduren/Jahr) im Hybrid-OP oder im Herzkatheter-/EPU-Labor möglich.
Weitere Folgeziele
Für das Zentrum werden mindestens 2 qualifizierte Ärzte mit ausreichender TLE-Erfahrung (> 40 Sonden) und eine Mindestmenge von 20 Extraktionen bei mindestens 15 Patienten pro Jahr gefordert. Eine strukturierte Erfassung der Ergebnisse ist wünschenswert. Ein echter Überblick über die Versorgungsrealität wäre jedoch nur im Rahmen eines bundesweiten Extraktionsregisters möglich. Dieses sowie ein Zertifizierungsprozess, analog zur DGK-Zertifizierung von Chest Pain Units, TAVI- und Vorhofflimmerzentren, sind mögliche Folgezieles des hier vorgestellten Positionspapiers.
Fazit
Das Positionspapier soll deutschlandweite Standards zur Durchführung von Sondenextraktionen etablieren.
Bei der Indikation zu Extraktion wird zwischen infizierten (absolute Indi- kation) und nicht infizierten CIEDs (schwächere Indikation) unterschieden.
Die Risikostratifizierung richtet sich nach Patientenfaktoren, Sonden- charakteristika und der Zentrums- erfahrung.
Literatur bei der Verfasserin/dem Verfasser
Kontakt-- Dr. med. Julia Vogler, Universitäres Herzzentrum Lübeck, UKSH Lübeck, julia.vogler@uksh.dee