Magnetresonanztomografie

Potenzial der kardialen MRT

Bildgebung-- Die Magnetresonanztomografie des Herzens (Kardio-MRT) nimmt eine immer wichtigere Rolle in Diagnostik, Therapieplanung und Risikoabschätzung ein. Allerdings schränken in der klinischen Realität einige Faktoren den Einsatz dieses nicht invasiven Verfahrens ein.

Von Prof. Jeanette-Schulz-Menger und Jan Gröschel Veröffentlicht:

In der kardialen Bildgebung gehört die kardiovaskuläre MRT (Kardio-MRT) neben Echokardiografie, CT und invasiver Bildgebung zum Standard und gestattet eine exzellente Darstellung der Anatomie und Funktion. Das Alleinstellungsmerkmal stellt eine vielschichtige nicht invasive Myokarddifferenzierung dar, die z. B. die Detektion und Quantifizierung von Fibrosen und Narben, aber auch Ödeme, beispielsweise bei Myokarditiden, erlaubt.

Untersuchungen zur Identifizierung von Ischämien und Infarkten mit und ohne pharmakologische Belastungen sind schnell und unkompliziert durchführbar. Insbesondere dieser multiparametrische Ansatz hat der Kardio-MRT den Eingang in aktuelle Leitlinien der europäischen und angloamerikanischen Fachgesellschaften möglich gemacht. Durch eine Vielzahl von Publikationen weltweit wird die Kardio-MRT auch zunehmend mit Klasse-I- und -IIa-Empfehlung gewertet.

Kardio-MRT auch empfohlen bei Herzinsuffizienz

So ist die Kardio-MRT ein obligatorischer Test bei Verdacht auf eine Myokarditis (Abb. 1 A und B). Bei Herzinsuffizienz, sowohl bei reduzierter als auch bei erhaltener Pumpfunktion, wird die Kardio-MRT empfohlen zum Ausschluss ursächlicher spezifischer myokardialer Veränderungen wie Amyloidose aber auch zur Detektion diffuser fibrotischer Prozesse oder fokaler Narben. So lassen sich bei häufig zugrunde liegender linksventrikulärer Hypertrophie mögliche Differenzialdiagnosen, wie eine hypertensive Herzkrankheit, eine hypertrophe Kardiomyopathie sowie eine Amyloidose (Abb. 1 C) oder M. Fabry, anhand von sogenannten Mapping-Sequenzen präzise differenzieren und ein- oder ausschließen.

Typische Kardio-MRT-Befunde-- in beispielhaften Kurzachsenschnitten. Fokale Fibrose bei Myokarditis (A, B), Amyloidose (C), und Myokardinfarkt (D). Schulz-MengerA: Phasen-sensitive Inversion Recovery (PSIR), Sequenzen mit Kontrastmittelanreicherung (LGE), gesundes Myokard schwarz, LGE hell.B: Natives T1-Mapping mit modifizierter Look-Locker Inversion Recovery (MOLLI) Sequenz. C: LGE-Befund, Unterdrückung des Myokards nicht möglich. D: Subendokardiale Vorderwandnarbe mit Transmuralität bis zu 50%.

Typische Kardio-MRT-Befunde-- in beispielhaften Kurzachsenschnitten. Fokale Fibrose bei Myokarditis (A, B), Amyloidose (C), und Myokardinfarkt (D). Schulz-MengerA: Phasen-sensitive Inversion Recovery (PSIR), Sequenzen mit Kontrastmittelanreicherung (LGE), gesundes Myokard schwarz, LGE hell. B: Natives T1-Mapping mit modifizierter Look-Locker Inversion Recovery (MOLLI) Sequenz. C: LGE-Befund, Unterdrückung des Myokards nicht möglich. D: Subendokardiale Vorderwandnarbe mit Transmuralität bis zu 50 %.

© Schulz-Menger

Weitere anerkannte MRT-Indikationen

Ähnliches gilt auch für die Leitlinie der ESC hinsichtlich NSTEMI-Diagnostik (Abb. 1 D). Hier kann die Kardio-MRT Hinweise und mögliche Differenzialdiagnosen, insbesondere bei MINOKA, wie eine Myokarditis oder eine Takotsubo-Kardiomyopathie, präzise und mit hoher Sensitivität diagnostizieren. Auch bei chronischem Koronarsyndrom bietet die Kardio-MRT eine funktionale Bildgebungsmethode, insbesondere bei mittlerer bis hoher Vortestwahrscheinlichkeit, und ist nach den Ergebnissen der INFORM-MR-Studie dem Goldstandard Koronarangiografie nicht unterlegen. Dazu konnten Ergebnisse aus der SPINS-Studie zeigen, dass mittels Stress-MRT eine effektive prognostische Aussage möglich ist.

Hürden für den MRT-Einsatz

Diesen anerkannten Möglichkeiten der Kardio-MRT stehen in der alltäglichen Realität einige Hürden im Weg – trotz der zunehmenden Akzeptanz bei kardiologischen und internistischen Kolleginnen und Kollegen. Eine davon ist die Verfügbarkeit. Andere, z. B. lange Scanzeiten sowie Kontraindikationen bei Deviceträgern, konnten durch schnelle Sequenzen und durch MRT-fähige Devices sowie Schulung im Umgang mit diesen reduziert werden. Allerdings ist die Kommunikation mit anderen Fachbereichen häufig eine Herausforderung. Bei zunehmender Untersuchungszahl treten immer mehr Probleme hinsichtlich Geräteverfügbarkeit und -zugriff auf. Hier wären interdisziplinäre Ansätze erforderlich und wünschenswert.

Ein weiteres Problem, das sich auch durch die Leitlinien zieht, ist die erforderliche lokale Expertise, wobei die gegenwärtige Technik Vereinfachungen und Standardisierungen ermöglicht. Ausbildungsmöglichkeiten und effiziente Curricula mit Fokus auf klinisch relevante und hochqualitative Kurskonzepte, unter Zuhilfenahme innovativer digitaler Möglichkeiten, könnten Abhilfe schaffen. Denn nur wenn die Informationen aus der Bildgebung mit dem klinischen Kontext, sowohl in ambulanten als auch akuten Situationen, verbunden werden, können Patientinnen und Patienten effizient therapiert werden.

Fazit

Die Kardio-MRT wird in der Diagnostik verschiedener kardialer Erkrankungen eingesetzt – häufig mit Klasse-I- und -IIa-Empfehlung.

Vielfach behindern jedoch unzureichende Verfügbarkeit, Kontraindikationen bei Deviceträgern oder die nicht vorhandene lokale Expertise den Einsatz.

Kontakt-- Prof. Dr. med. Jeanette Schulz-Menger, Charité – Universitätsmedizin Berlin, DZHK Berlin,

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