Kardiovaskuläre Prävention
SECURE – Positives von der Polypille
Herzinfarkt-- Eine Polypille, genauer gesagt, eine Fixkombination aus ASS, Ramipril und Atorvastatin kann in der Sekundärprävention des Myokardinfarkts möglicherweise mehr als die Adhärenz verbessern. Das zeigte die prospektive Interventionsstudie SECURE.
Veröffentlicht:Hauptproblem einer medikamentösen Langzeittherapie nach Herzinfarkt stellt eine mangelnde Adhärenz dar [1, 2], sodass die Reduktion der „Pill Burden“ von großer Bedeutung ist [3]. SECURE (Secondary Prevention of Cardiovascular Disease in the Elderly), eine prospektive randomisierte Phase-III-Studie liefert nun erstmals den Nachweis, dass eine Fixkombination aus ASS, Ramipril und Atorvastatin nicht nur die Adhärenz verbessert, sondern auch kardiovaskuläre (CV) Ereignisse reduziert [4]. Insgesamt wurden 2.499 Herzinfarktpatientinnen und -patienten zur Polypill oder Standardtherapie mit Einzelsubstanzen randomisiert. Nach einem Follow-up von 3 Jahren zeigte die Polypill-Gruppe eine signifikante Reduktion des primären Endpunktes um 24 % im Vergleich zur Standardtherapie, überwiegend bedingt durch eine Senkung der CV-Mortalität. Die Autoren führen dies auf eine höhere Therapietreue in dieser Gruppe zurück.
Ungewöhnlich: CV-Mortalität sinkt nach nur 3 Jahren Follow-up
Die SECURE-Studie lässt allerdings einige Fragen offen. Es wurden keine signifikanten Unterschiede von Blutdruck oder LDL-Cholesterin zwischen den beiden Patientengruppen beobachtet, was bei verbesserter Therapieadhärenz in der Polypill-Gruppe zu erwarten gewesen wäre. Hat eine ausgeprägtere Lipoprotein- und Blutdruckvariabilität in der „Usual Care“-Gruppe hier eine Rolle gespielt [5]? Fanden sich Unterschiede anderer Lebensstilfaktoren wie Rauchen oder körperliche Aktivität? Zudem ist die vorwiegende Senkung der CV-Mortalität bei evidenzbasierter Therapie und einem nur 3-jährigen Follow-up ungewöhnlich (andere CV-Endpunkte waren nicht statistisch signifikant unterschiedlich). Ebenso ist eine tendenziell höhere nicht CV-Mortalität in der Polypill-Gruppe kritisch zu betrachten, die allerdings möglicherweise durch konkurrierende Todesursachen bei einem älteren Patientenkollektiv erklärt werden kann. Auch die höhere Zahl ungeklärter Todesfälle in der Polypill-Gruppe könnte die Studienergebnisse verzerrt haben.
Fazit
Trotz aller Limitationen sind die Ergebnisse der SECURE-Studie ermutigend.
Denn SECURE weist erstmals nach, dass die kontinuierliche Einnahme einer Polypille aus ASS, Ramipril und Atorvastatin nicht nur die Adhärenz verbessert, sondern auch mit einer Reduktion der CV-Mortalität assoziiert ist.
Kontakt-- Prof. Dr. med. Wolfgang Koenig, DHZ München/TU München, Dr. med. Natalie Arnold, UKE Hamburg,
Literatur bei der Verfasserin/dem Verfasser