Ausbildung in der Kardiologie

Zertifizierungen = Zukunftsorientierung

Fortschritt-- In der Kardiologie wurden mit immer weitergehender Spezialisierung viele Subdisziplinen etabliert. Diese können nur begrenzt in die Facharztausbildung einfließen. Daher ergänzen sowohl persönliche als auch Zentrums-Zertifikate die Ausbildung.

Von Prof. Thomas Deneke und Fabio Bui und Prof. Norbert Frey Veröffentlicht:
Das Zertifikat der DGK für ein Zentrum steht für eine qualitativ hochwertige Versorgung.

Das Zertifikat der DGK für ein Zentrum steht für eine qualitativ hochwertige Versorgung.

© wladimir1804 / Stock.adobe.com

Fachzertifizierungen im Allgemeinen und die gezielte Zertifizierung spezialisierter kardiologischer Bereiche werden neben den Qualitätssiegeln für ganze Kliniken zunehmend wichtiger. Sie ermöglichen Patienten eine transparente Sicht auf zu erwartende Prozesse und Versorgungsqualität. Gleichzeitig ermöglichen die personenbezogenen Zusatzqualifikationen, spezielle Expertisen zu erwerben und diese sichtbar zu machen. Um die Versorgungs- und Behandlungsqualität zu verbessern, hat die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) zwei entscheidende Bausteine entwickelt und etabliert: zum einen die persönlichen Qualifizierungen in Spezialgebieten (curriculare personenbezogene Zusatzqualifikation), zum anderen Zertifikate für die in der Ausbildung tätigen Zentren.

Siegel für Qualität

Die DGK bietet aktuell 9 Zusatzqualifikationen sowie 8 Zertifizierungsprozesse für Zentren an (s. Kasten). Die grundlegenden Kriterien wurden von Experten der jeweiligen Spezialgebiete erarbeitet und zu standardisierten Fragenkatalogen für die Zertifizierung formuliert. Um als Zentrum oder Unit zertifiziert zu werden, müssen eindeutig definierte personelle, strukturelle, organisatorische und apparative Voraussetzungen erfüllt werden sowie Kooperationen mit anderen Abteilungen oder Kliniken als SOPs implementiert sein. Diese richten sich nach den aktuellen Leitlinienempfehlungen und werden regelmäßig an den neuesten wissenschaftlichen Standard angepasst.

Übersicht der Zentrums-Zertifizierungen

Chest Pain Unit

EMAH (EMAH-Schwerpunktklinik, EMAH-Schwerpunktpraxis, Überregionales EMAH-Zentrum)

Brustschmerz-Ambulanz

Heart Failure Unit (Heart Failure Unit - HFU-Schwerpunktklinik, Heart Failure Unit - HFU-Schwerpunktpraxis, Heart Failure Unit - Überregionales HFU-Zentrum)

TAVI-Zentrum

Mitralklappen-Zentrum

Vorhofflimmer-Zentrum

Renale-Denervations-Zentrum

Telemedizin-Zentrum (noch in der Pilotphase)

Cardiac Arrest Center (Zertifizierung durch GRC in Kooperation mit DGK)

Die durch die DGK zertifizierten Zentren und Zusatzqualifikationen durchlaufen regelmäßig einen Rezertifizierungsprozess, sodass sichergestellt wird, dass die zertifizierten Kardiologen weiterhin auf dem Fachgebiet tätig sind und Versorgungseinrichtungen die infrastrukturellen Kriterien nach wie vor erfüllen. Das DGK-Zertifikat für ein Zentrum stellt somit für den Patienten ein Siegel einer qualitativ hochwertigen Versorgung in einem Spezialgebiet dar, das damit z. B. Mindestzahlen bzw. die optimale Versorgung von Komplikationen zertifizierter Techniken ausweist.

Übersicht Personen-Zertifikate

Spezielle Rhythmologie (SR) (special rhythmology)

Interventionelle Kardiologie (IK) (interventional cardiology)

Interventionelle Therapie der arteriellen Gefäßerkrankungen (ITaG) (interventional therapy of arterial vascular diseases)

Kardiale Magnetresonanztomografie (K-MRT) (cardiac magnetic resonance tomography)

Kardiale Computertomografie (K-CT) (cardiac computed tomography)

Herzinsuffizienz (HI) (heart failure)

Kardiovaskuläre Intensiv- und Notfallmedizin (K-IN) (cardiovascular Intensive care and emergency medicine)

Kardiovaskuläre Schlafmedizin (SM) (cardiovascular sleep medicine)

Sportkardiologie (SK) sports cardiology

„Role-Model“ Chest-Pain-Unit

Das „Role-Model“ der Zertifizierung stellt die Chest-Pain-Unit dar, eine Einheit, die mit standardisierten Workflows die qualifizierte Versorgung von Patienten mit Brustschmerzen in Deutschland seit 2009 sichert. Neben ärztlichem Personal sind hier die vorgegebenen Strukturen zentraler Bestandteil des Zertifizierungsprozesses. Bisher sind in Deutschland über 345 Chest-Pain-Units zertifiziert, und dieses Konzept ist mittlerweile auch durch die Gesundheitspolitik in Deutschland als Grundvoraussetzung einer qualifizierten kardiologischen Notfallversorgung anerkannt.

Zertifizierung bringt Zentren voran

Das Zertifizierungskonzept hat jedoch nicht nur Vorteile für Patienten, sondern auch für die zertifizierten Institutionen selbst. Es existieren klar vorgegebene Anforderungen an die Infrastruktur, Personalausstattung und Arbeitsabläufe. Dies schafft die Möglichkeit, eine optimale Patientenversorgung auf qualitativ höchstem Niveau anzubieten und kann damit ggf. auch als Argumentationshilfe gegenüber der Administration dienen.

Übersicht Stätten-Zertifikate

Spezielle Rhythmologie (SR) special rhythmology

Interventionelle Kardiologie (IK) interventional cardiology

Interventionelle Therapie der arteriellen Gefäßerkrankungen (ITaG) interventional therapy of arterial vascular diseases

Kardiale Magnetresonanztomografie (K-MRT) cardiac magnetic resonance tomography

Kardiale Computertomografie (K-CT) cardiac computed tomography

Sportkardiologie (SK) sports cardiology

Künftig kann davon ausgegangen werden, dass Zertifizierungen und Mindestzahlen einen zentralen Bestandteil der politisch vorgegebenen Vergütungsstruktur in Deutschland darstellen werden. Eine Zertifizierung „lohnt“ sich damit sowohl für die Prozesse innerhalb der Zentren, als auch für die dortigen Mitarbeiter und die kardiologischen Patienten. Die kontinuierlichen Verbesserungen der administrativen Abläufe haben die Zertifizierungsprozesse deutlich beschleunigt. Während der Pandemie haben sich digitale Arbeitsprozesse durchgesetzt, die viele Vorteile mit sich gebracht haben, auf die die DGK auch in einer Post-Covid-Zeit nicht verzichten wird. Eine dieser erfolgreichen Entwicklungen sind Remote-Audits. Dies hat ermöglicht, dass allein seit Beginn der Pandemie 5 neue Zertifizierungsprozesse entwickelt und beantragt werden können.

Fazit

Die DGK bietet 9 Zusatzqualifikationen und 8 Zertifizierungsprozesse für Zentren an.

Die deutsche Kardiologie ist durch die Prozesse der Zertifizierung zukunftsorientiert aufgestellt und kann flexibel auf den entsprechenden Bedarf reagieren.

Kritischer Bestandteil dieser Prozesse sind die Begutachtung durch nationale Experten der jeweiligen kardiologischen Spezialgebiete und die Adaptation der Kriterien an die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse.

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Kontakt-- Prof. Dr. med. Thomas Deneke, Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt,

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