Kommentar zur INCEPTION-Studue

ECMO noch ein Fall für die Wiederbelebung?

Kommentar--Auf den ersten Blick sind die Ergebnisse der INCEPTION-Studie für die wachsende ECMO-Fangemeinde enttäuschend. Doch eine Aussage über den Nutzen der eCPR kann aufgrund dessen nicht getroffen werden, meinen unsere Kommentatore

Ein Kommentar von Prof. Thomas Münzel und Dr. Ingo Sagoschen Veröffentlicht:
Prof. Dr. Thomas Münzel-- Universitätsmedizin Mainz

Prof. Dr. Thomas Münzel-- Universitätsmedizin Mainz

© Münzel

Das Überleben nach dem plötzlichen Herztod/Herz-Kreislauf-Stillstand bleibt trotz aller Bemühungen schlecht. Nur 8 bis 10 % der Patienten überleben, gleichbedeutend mit bis zu 570.000 Todesfällen jährlich in Nordamerika und Europa. Die Datenlage in Bezug auf die Anwendung einer ECMO-Therapie unter Wiederbelebung (eCPR) beruhte bisher in erster Linie auf Fallberichten bzw. monozentrischen Studien und war daher wenig belastbar [1]. Eine eCPR-Strategie beinhaltet eine perkutane venoarterielle Kanülierung zur Externalisierung der Herz-Lungen-Funktion und ermöglicht so eine Herzkatheteruntersuchung oder weitere Interventionen [1]. Die aktuellen Leitlinien des European Resuscitation Council bewertet den Stellenwert der eCPR mit der Evidenz „very low“ [2].

Die 2020 publizierte ARREST-Studie war die erste randomisiert kontrollierte Studie, in welcher der Einsatz der eCPR untersucht wurde. Die Studie erbrachte zwar einen Überlebensvorteil von 36 % zugunsten der Patientinnen und Patienten, die mit der eCPR behandelt worden waren. Allerdings wurde die Studie nach der Interimsanalyse abgebrochen und hatte somit als monozentrische Studie mit geringer Stichprobengröße zwei Faktoren, die einen falsch positiven Effekt begünstigen können.

Eine weitere monozentrische, randomisierte Studie ergab 2021 für die eCPR bei 264 Patientinnen und Patienten mit refraktärem Herzstillstand eine Tendenz zu höheren Überlebenschancen mit günstigem neurologischen Ergebnis. Die Zahl der eingeschlossenen Patienten war jedoch nicht ausreichend, um einen statistisch signifikanten Unterschied aufzudecken [3].

Die aktuell im NEJM publizierte INCEPTION-Studie war die erste multizentrische randomisiert-kontrollierte Studie bei Patienten mit außerklinischem Herzstillstand [4]. Der primäre Endpunkt war das 30-Tage-Überleben mit einem günstigen neurologischen Ergebnis. Eingeschlossen wurden insgesamt 160 Patientinnen und Patienten. Die Per-Protokoll-Analysen zeigten, dass es keinen signifikanten Unterschied in Bezug auf den primären Endpunkt zwischen der eCPR und der konventionellen CPR gab [4].

Auf den ersten Blick sind diese Ergebnisse für die wachsende ECMO-Fangemeinde enttäuschend, insbesondere angesichts der zuvor publizierten Studien [3, 5]. Die Studien zeigen zusammen betrachtet einen Trend zugunsten einer eCPR in ausgewählten Fällen im Vergleich zur prolongierten konventionellen CPR [3–5]. Um die erforderliche statistische Aussagekraft zu erzielen, sind weitere Studien mit größeren Patientenzahlen erforderlich. Erst dann kann eine Aussage über eine breite Verwendung der eCPR getroffen werden.

Literatur bei den Verfassern

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