Kommentar zur STOP-CA-Studie

Kardioprotektion mit Statinen reif für die Praxis?

Kommentar--Die Daten der STOP-CA-Studie zeigen eine signifikante Reduktion des primären Endpunktes in Lymphompatienten unter Anthrazyklintherapie, die ein Statin erhielten. Bedeutet dies, dass alle Patientinnen und Patienten unter dieser konventionellen Chemotherapie eine Komedikation mit Statinen erhalten sollten?

Ein Kommentar von Prof. Matthias Totzeck Veröffentlicht:
Univ.-Prof. Dr. Matthias Totzeck-- Universitätsklinikum Essen

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© Totzeck

Die Daten der STOP-CA-Studie zeigen eine signifikante Reduktion des primären Endpunktes in Lymphompatienten unter Anthrazyklintherapie, die ein Statin erhielten. Bedeutet dies, dass alle Patientinnen und Patienten unter dieser konventionellen Chemotherapie eine Komedikation mit Statinen erhalten sollten?

Die Behandlung von einigen hämatologischen Erkrankungen und insbesondere den Lymphomen erfordert häufig den Einsatz von Anthrazyklinen. Leider geht die Therapie mit einer relevanten kardiotoxischen Wirkung einher und kann in der Entwicklung einer manifesten Herzinsuffizienz münden.

Frühere Studien eher enttäuschend

Da Anthrazykline auf absehbare Zeit aber einen fortgesetzt hohen Stellenwert in der Behandlung von Lymphompatienten besitzen werden, besteht die Notwendigkeit für kardioprotektive Therapien. Allerdings haben bisherige Studien diesbezüglich eher enttäuschende Ergebnisse hervorgebracht. Einzige Ausnahme bildete hier das Dexrazoxan, ein Eisenchelator, der über die Bindung von Eisenionen die Anthrazyklin-abhängige Bildung von freien Radikalen reduziert. Allerdings ist dessen Einsatz auf Patienten beschränkt, die schon höhere kumulativen Dosierungen von Anthrazyklinen erhalten hatten.

Die Begeisterung für andere potenziell kardioprotektive Wirkstoffe wie Angiotensin-Antagonisten und Betablocker wird durch ihre hämodynamischen unerwünschten Wirkungen gedämpft, die bei Patienten, die eine Chemotherapie erhalten, verstärkt auftreten können. Zudem gehen Angiotensin-Antagonisten mit einem Risiko für Niereninsuffizienz und Hyperkaliämie einher.

Statine haben pleiotrope Effekte

Statine, auch als Hydroxymethylglutaryl-Coenzym-A-Reduktase (HMG-CoA)-Inhibitoren bekannt, sind klinisch etabliert zur Vorbeugung von kardiovaskulären Erkrankungen aufgrund ihrer entzündungshemmenden, antioxidativen und cholesterinsenkenden Wirkungen. Über diese Eigenschaften hinaus haben Statine pleiotrope Effekte durch Hemmung kleiner Ras-homologer (Rho) GTPasen. Diese Wirkungen reduzieren die Hemmung der Topoisomerase II und die Bildung von reaktiven Sauerstoffspezies, beides Mechanismen, die bei der Pathophysiologie der Anthrazyklin-induzierten Kardiotoxizität eine Rolle spielen können.

In verschiedenen kleinen und vor allem monozentrischen Studien ist der Statineinsatz zur Kardioprotektion vor einer Kardiotoxizität getestet worden – mit inkonklusiven Ergebnissen. Die hier aufgeführten Ergebnisse der beim ACC-Kongress präsentierten STOP-CA-Studie zeigen nun erstmals im Rahmen einer multizentrischen Untersuchung, dass der frühzeitige Statin-Einsatz bei höheren Anthrazyklindosierungen von Nutzen sein kann. Die Details der Studienergebnisse bleiben natürlich abzuwarten. Sicherlich wird die Statintherapie aber bei Lymphompatienten und auch Brustkrebspatienten mit geplanter Anthrazyklintherapie und hohen kumulativen Dosierungen (vor allem Doxorubicin und Epirubicin) zukünftig eine Option zur Kardioprotektion darstellen. Abzuwarten sind auch weitere Studien zur Prävention von Kardiotoxizität durch eine optimierte Herzinsuffizienztherapie.

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