EHRA-Kongress

Mit der Ablation kann man sich Zeit lassen

Vorhofflimmern--Verzögert sich bei Patienten mit Vorhofflimmern, die zunächst konsequent mit Antiarrhythmika behandelt werden, eine Katheterablation um ein Jahr, sind die Ergebnisse nicht schlechter als bei einer frühen Ablation schon im ersten Monat, zeigt eine randomisierte Studie.

Von Peter Overbeck Veröffentlicht:

Prof. Jonathan Kalman aus Melbourne hat die australische Studie beim EHRA 2023 vorgestellt. Nach seiner Ansicht sprechen die neuen Ergebnisse dafür, dass Patienten mit Vorhofflimmern nicht zwingend im Eiltempo ins Katheterlabor zur Ablation geschickt werden müssen. Sie lieferten „beruhigende Evidenz“ dafür, dass ggf. auch eine frühe Pharmakotherapie eine Option sein könne, wenn dies für Arzt und Patient annehmbar sei. „Wir können uns jetzt sicherer fühlen, wenn wir eine lange Warteliste haben.“

In der Studie hat das Team um Kalman bei 100 Patientinnen und Patienten mit paroxysmalem oder persistierendem Vorhofflimmern zwei Therapiestrategien verglichen: 48 Patienten wurden binnen des ersten Monates einer frühen Katheterablation unterzogen. 52 Patienten erhielten zunächst eine optimierte Antiarrhythmika-Therapie. Eine Ablation erfolgte bei diesen Patienten erst verzögert nach einem Jahr. Daten von 89 Teilnehmern gingen in die finale Analyse ein.

Kein Unterschied zwischen früher und verzögerter Strategie

Primärer Endpunkt war der Patientenanteil ohne nachgewiesene atriale Arrhythmien im ersten Jahr nach der Ablation. Hier gab es keinen Unterschied zwischen beiden Strategien (56,3 % mit früher vs. 58,6 % mit später Ablation; p = 0,82). Auch bzgl. Vorhofflimmern-Last (Prozentanteil der Zeit im Vorhofflimmern) unterschieden sich beide Gruppen nicht. Der Anteil an mit Antiarrhythmika behandelten Patienten nahm im ersten Jahr jeweils deutlich ab, auch hier bestand kein Unterschied zwischen den Gruppen. Unterschiede gab es aber in den ersten zwölf Monaten, in denen eine Gruppe bereits eine (frühe) Ablation und die andere zunächst eine optimierte Antiarrhythmika-Therapie erhalten hatte. Nicht überraschend waren die Ergebnisse in dieser Phase bei den Patienten mit schon erfolgter Ablation besser als bei den medikamentös behandelten Patienten. Zwar war in beiden Gruppen nach zwölf Monaten eine deutliche Symptomverbesserung zu verzeichnen. Doch diese war in der Gruppe mit früher Ablation stärker ausgeprägt als in der Pharmako-Gruppe (p = 0,005). Erst nach verzögerter Ablation, die eine weitere Beschwerdelinderung brachte, war der Unterschied nicht länger signifikant.

Der Arrhythmie-Experte Prof. John Camm aus London teilte die Folgerungen des Studienautors. Die neue Studie relativiert seiner Ansicht nach die durch Beobachtungs- und Registerstudien suggerierte Dringlichkeit einer Katheterablation bei Patienten mit neu diagnostiziertem Vorhofflimmern: „Wir können uns jetzt sicherer fühlen, wenn wir eine lange Warteliste haben oder eine Ablation nicht gleich hier und jetzt durchführen können“. Es sei kein Problem, Patienten in solchen Fällen zunächst medikamentös zu behandeln – „zumindest für eine gewisse Zeit“, so Camm. ob

Quelle-- EHRA-Kongress, 16. bis 18. April 2023, Barcelona

Schlagworte: