Rettet Reanimation mit ECMO Leben?

Herzkreislaufstillstand-- Die extrakorporale Reanimation scheint auf den ersten Blick eine sinnvolle Option für Menschen mit therapierefraktärem Kreislaufstillstand. Doch ihr Nutzen ist in Studien bisher nicht eindeutig belegt. Auch in einer aktuellen randomisierten Studie ist die Methode den Beweis schuldig geblieben.

Von Peter Overbeck und Veronika Schlimpert Veröffentlicht:
Bei der extrakorporalen Reanimation übernimmt die ECMO Kreislauffunktion und Gasaustausch.

Bei der extrakorporalen Reanimation übernimmt die ECMO Kreislauffunktion und Gasaustausch.

© Akiromaru / Getty Images / iStock

Die extrakorporale kardiopulmonale Reanimation (eCPR) hat in der randomisierten INCEPTION-Studie im Vergleich zur herkömmlichen kardiopulmonalen Reanimation keinen Überlebensvorteil gebracht. „Bei Patienten mit refraktärem Herzstillstand außerhalb der Klinik hatten eCPR und konventionelle CPR dieselben Effekte auf das Überleben mit günstigem neurologischen Outcome“, berichteten die Studienautoren um Dr. Martje Suverein, Maastricht Universitätsklinik, über ihre Ergebnisse im „New England Journal of Medicine“.

Suverein und Kollegen sehen durch diese Daten das Selbstverständnis der extrakorporalen Reanimation infrage gestellt: „Das Potenzial der eCPR in einem angemessenen Umfeld mag offensichtlich sein“, erläutern sie. Die Rettungsmaßnahme kann dann erwogen werden, wenn eine konventionelle kardiopulmonale Reanimation erfolglos bleibt. Mittels venoarterieller extrakorporaler Membranoxygenierung (va-ECMO) werden bei der eCPR Kreislauffunktion und Gasaustausch vorübergehend ersetzt. Allerdings legen die aktuellen Befunde jetzt nahe, dass die Reproduktion einer überlegenen Wirksamkeit der eCPR nicht selbstverständlich sei, wenn das Verfahren pragmatisch implementiert werde, selbst dann nicht, wenn die Methode in kardiochirurgischen Zentren durchgeführt werde, wo deren Anwender mit der eCPR vertraut seien, geben Suverein et al. zu bedenken.

Nutzen der eCPR bisher nicht eindeutig geklärt

Damit bleibt auch nach Veröffentlichung der INCEPTION-Ergebnisse ein Fragezeichen hinter dem Nutzen der eCPR. Erst kürzlich wurden zwei randomisierte Studien publiziert, die wegen widersprüchlicher Ergebnisse keine eindeutigen Antworten bzgl. der Wirksamkeit der eCPR gegenüber der konventionellen Reanimation liefern konnten. Die monozentrische ARREST-Studie wurde vorzeitig abgebrochen, weil eine Zwischenanalyse der ersten 30 Patienten eine Überlegenheit der eCPR bezüglich eines guten neurologischen Überlebens zum Vorschein brachte. Eine ebenfalls monozentrische tschechische Studie war dagegen wegen eines nicht zu erwartenden signifikanten Unterschieds zwischen beiden Maßnahmen früher als geplant beendet worden.

In der niederländischen, multizentrischen INCEPTION-Studie sind 160 Personen (zu 90 % Männer) mit therapierefraktärem außerklinischem Herzstillstand und ventrikulären Arrhythmien als Erstrhythmus (oder als schockbar erkanntem Rhythmus) entweder zu einer extrakorporalen oder einer konventionellen CPR randomisiert worden. Als therapierefraktär galten Herzstillstände, die trotz erweiterter lebensrettender Maßnahmen (Advanced Life Support) länger als 15 Minuten persistierten.

Nach Ausschluss von 26 Teilnehmern, die zum Zeitpunkt ihrer Einlieferung in die Klinik die Einschlusskriterien nicht erfüllten, bestand die finale Studienpopulation aus 134 Patienten (70 in der eCPR-Gruppe und 64 in der Gruppe mit konventioneller Reanimation). Primärer Studienendpunkt war die Rate für ein Überleben mit einem günstigen neurologischen Outcome, das heißt mit nur leichten bis moderaten neurologischen Einschränkungen, entsprechend einem CPC (Cerebral Performance Category)-Score von 1 bis 2.

Pattsituation beim primären Endpunkt

Nach 30 Tagen waren in der Gruppe mit eCPR noch 14 Patienten (20 %) in gutem neurologischem Gesundheitszustand gemäß definiertem CPC-Score am Leben, im Vergleich zu 10 Patienten (16 %) in der Gruppe mit konventioneller Reanimation (Odds Ratio: 1,4; 95%-KI: 0,5–3,5; p = 0,52) – somit gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen beiden Verfahren.

Angesichts dieser Ergebnisse raten die Studienautoren, dass Zentren, die eCPR anbieten oder gerade dabei sind, die Methode zu implementieren, ihre Logistik der eCPR-Versorgung kritisch bewerten und die Effektivität der eCPR evaluieren sollten.

Fazit

Die extrakorporale Reanimation hat gegenüber der kardiopulmonalen Reanimation keinen Überlebensvorteil gebracht.

Die Autoren raten deshalb, die eCPR-Versorgung kritisch zu bewerten.

Literatur-- Suverein MM et al. N Engl J Med. 2023;388:299-309

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