Troponin-Schnelltests im eigenen Zuhause

NSTEMI-Ausschluss-- Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf NSTEMI sollten laut Leitlinien in die Notaufnahme gebracht werden. Diesen Aufwand könnte man sich bei niedrigem Risikoprofil womöglich ersparen, legt eine randomisierte Studie nahe – durch Einsatz von Troponin-Schnelltests.

Von Veronika Schlimpert Veröffentlicht:
Rettungspersonal bringt derzeit jeden Patienten mit NSTEMI-Verdacht in die Notaufnahme.

Rettungspersonal bringt derzeit jeden Patienten mit NSTEMI-Verdacht in die Notaufnahme.

© Christian Schwier / Stock.adobe.com

Muss wirklich jeder Patient/jede Patientin mit NSTEMI-Verdacht in die Notaufnahme? Niederländische Kardiologen um Dr. Cyril Camaro bezweifeln das. Im Rahmen einer randomisierten Studie haben sie eine alternative Strategie im prähospitalen Setting getestet – die mit weniger Kosten verbunden war, bei gleicher Sicherheit.

Ihre Idee: Ehe Patienten mit NSTEMI-Beschwerden in eine Notaufnahme gebracht werden, sollten sie mittels eines Scores nach ihrem Risiko stratifiziert werden. Bei Patienten, bei denen der Score ein niedriges Risiko anzeigt, veranlasst das eintreffende Rettungspersonal bereits im häuslichen Umfeld des Patienten einen hochsensitiven Troponin-Schnelltest. Nur wenn der Test hohe Werte ausgibt, wird der Patient in die Notaufnahme transportiert. Anderenfalls, also bei niedrigen Werten, soll er zur Abklärung zu einem Hausarzt gebracht werden.

91,5% mussten mit der Strategie nicht in die Notaufnahme gebracht werden.

Ob sich mit einem solchen Vorgehen Kosten einsparen lassen – ohne die Sicherheit der Patienten zu gefährden – wollten Camaro und Kollegen nun mit der randomisierten ARTICA-Studie herausfinden. In fünf Regionen in den Niederlanden wurden Patientinnen und Patienten, die wegen Brustschmerzen den Notruf oder ihren Hausarzt kontaktiert hatten, gescreent. Nur Patienten mit einem niedrigen Risiko für das Vorhandensein für ein NSTE-ACS, bei denen der Symptombeginn mindestens zwei Stunden zurücklag, wurden eingeschlossen. Ein niedriges Risiko wurde anhand des HEAR-Scores, der auf der Krankengeschichte, dem Alter, EKG-Kriterien und Risikofaktoren basiert, definiert (≤ 3 Punkte). Von 1.138 Patienten erfüllten 866 die Einschlusskriterien.

Deutliche Kostenersparnis

Diese wurden randomisiert: entweder zu einer prähospitalen Rule-out-Strategie mit Einsatz eines hochsensitiven Troponin-T-Schnelltests (Point-of-Care, POC) – bei Troponin ≥ 40 ng/l wurden die Patienten in die Notaufnahme gebracht – oder zu einer Rule-out-Strategie, bei welcher die Patienten sofort in die Notaufnahme transportiert wurden, um dort mit der Standarddiagnostik untersucht zu werden. Primärer Endpunkt waren die mit den jeweiligen Strategien einhergehenden Gesundheitskosten in den kommenden 30 Tagen. Sekundärer Endpunkt waren binnen 30 Tagen auftretende MACE-Ereignisse (ACS, ungeplante Revaskularisierungen, Tode jeglicher Ursache).

Wie erhofft ließen sich durch die prähospitale Strategie mit Troponin-Schnelltests Kosten einsparen: Im Schnitt kostete die Behandlung in dieser Gruppe 1.349 Euro vs. 1.960 Euro in der Gruppe mit üblicher Rule-out-Strategie (p < 0,001). Das entspricht einer durchschnittlichen Kostenersparnis von 611 Euro pro Patient.

Kaum MACE-Ereignisse bei Rule-out

Dieser Vorteil ging nicht auf Kosten der Sicherheit: Jedenfalls war die MACE-Rate vergleichbar zwischen beiden Gruppen (entsprechend 3,9 vs. 3,7 %; p = 0,89). Beruhigend ist auch, dass im Falle der prähospitalen Strategie die meisten MACE-Ereignisse bei den Patienten aufgetreten waren, die erhöhte Troponin-Werte im Schnelltest hatten, diese Patienten sind also mit diesem Algorithmus nicht durchs Raster gefallen. Diejenigen, bei denen ein ACS ausgeschlossen wurde, hatten kaum MACE-Ereignisse, in beiden Gruppen nicht (0,5 vs. 1,0 %; p = 0,41).

„Die Implementierung einer prähospitalen Rule-out-Strategie bei Niedrigrisikopatienten könnte eine deutliche Reduktion von Gesundheitskosten bewirken, indem Rettungsdienst-Leistungen effizienter genutzt und Besuche in der Notaufnahme reduziert werden“, folgern die Autoren aus diesen Ergebnissen. So sind in der aktuellen Studie immerhin 91,5 % der Patienten in der Gruppe mit prähospitaler Rule-out-Strategie nicht in die Notaufnahme gebracht worden, die anderenfalls dorthin transportiert worden wären, verdeutlichen die Kardiologen die potenziellen Auswirkungen eines solchen Vorgehens.

Camaro und Kollegen sind der Überzeugung, dass ihre Ergebnisse sich auch auf andere Gesundheitssysteme übertragen lassen. Voraussetzung für die Implementierung einer solchen prähospitalen Strategie sei allerdings ein guter Zugang zur Primärversorgung, geben sie zu bedenken.

Fazit

Durch eine prähospitale Rule-outStrategie mit HEAR-Score und Troponin- Schnelltests lassen sich Kosten einsparen.

Die Sicherheit mit dieser Strategie war in dieser Studie gewährleistet.

Literatur-- Camaro C et al. Eur Heart J. 2023; https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehad056

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