Vermehrt Herzprobleme bei Autismus

Kardiovaskuläre Prävention-- Autismus-Spektrum-Störungen gehen laut einer Metaanalyse mit einem erhöhten Risiko für kardiometabolische Störungen einher. Für die Autoren ein Grund, für mehr Aufmerksamkeit zu werben.

Von Veronika Schlimpert Veröffentlicht:

Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen scheinen einer aktuellen Metaanalyse einem erhöhten Risiko für das Auftreten kardiometabolischer Erkrankungen ausgesetzt zu sein. In dieser Studie gingen entsprechende Entwicklungsstörungen mit einem erhöhten Diabetes- und Dyslipidämie-Risiko sowie mit einem erhöhten Risiko für atherosklerotische Erkrankungen einher. „Ärzte sollten Menschen mit Autismus deshalb engmaschig überwachen auf frühe Anzeichen einer kardiometabolischen Erkrankung und entsprechender Komplikationen“, geben die Autorinnen und Autoren um Dr. Chathurika Dhanasekara ihren Kollegen mit auf dem Weg.

Schon länger ist bekannt, dass Menschen mit Autismus vermehrt an Übergewicht leiden. Autismus ist zudem mit zahlreichen medizinischen, neurologischen und psychischen Begleiterkrankungen vergesellschaftet. Somit scheint es nicht abwegig, dass Autismus auch die Entstehung kardiometabolischer Störungen begünstigen könnte. Die Neurologen um Dhanasekara wollten diese These mit solider Evidenz untermauern. Dafür haben sie mehrere Studien zu einer Metaanalyse zusammengetragen. Sie konzentrierten sich auf Beobachtungsstudien oder Interventionsstudien, in denen bei Autismus erkrankten Patienten die Prävalenz kardiometabolischer Störungen zu Baseline erfasst wurde. Studien mit Fall-Kontroll-Design wurden ausgeschlossen. 34 Studien mit 276.173 Patientinnen und Patienten mit Autismus und über 7,7 Millionen Menschen ohne Autismus flossen in die Analyse ein.

Nach statistischer Auswertung war eine Autismus-Spektrum-Störung mit einem um 57 % erhöhten relativen Risiko für die Entwicklung eines Diabetes assoziiert (RR: 1,57); das Risiko für einen Typ-1-Diabetes war um 64 %, das für einen Typ-2-Diabetes um das fast 2,5-Fache höher als für Menschen ohne Autismus (RR: 1,64 bzw. 2,47). Autisten waren stärker gefährdet für Dyslipidämien (RR: 1,69) und Herzerkrankungen (RR: 1,46). Das Risiko für Bluthochdruck und Schlaganfälle war für sie generell nicht erhöht. Jedoch ließ sich für Kinder mit solchen Entwicklungsstörungen ein erhöhtes Hypertonie-Risiko feststellen im Vergleich zu gleichaltrigen Kindern ohne Autismus (RR: 2,54).

Doch wie lassen sich die Zusammenhänge zwischen Autismus und kardiometabolischen Störungen erklären? Die Ätiologie sei wahrscheinlich multifaktoriell, vermuten Dhanasekara und ihr Team. Faktoren, die zu dem erhöhten Übergewicht bei Autismus beitragen, könnten teils auch das erhöhte kardiovaskuläre Risiko bedingen. Dazu beitragen könnten diverse, mit Autismus vergesellschaftete ätiologische Faktoren wie bestimmte Genvarianten, pränatale Infektionen, Medikamente, Gifte, mütterliches Übergewicht und mütterlicher Diabetes sowie Frühgeburten und intrauterine Wachstumsretardierungen. Aber auch Verhaltensweisen, die mit Autismus einhergehen, könnten zur Risikoerhöhung beitragen, z. B. Ernährungsvorlieben, körperliche Einschränkungen, vermehrtes Sitzen oder Schlafstörungen.

Die potenziellen Einflussfaktoren sollten aber auch Anlass zur Skepsis sein. So stellt sich die Frage nach der Kausalität: Sind die Zusammenhänge auf den Autismus zurückzuführen oder stecken andere Begleitzustände dahinter?

Fazit

Autismus geht mit einem erhöhten Risiko für kardiometabolische Erkrankungen einher.

Es stellt sich aber die Frage nach der Kausalität.

Literatur-- Dhanasekara CS et al. JAMA Pediatr. 2023; doi: 10.1001/jamapediatrics.2022.5629

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