Warum NT-proBNP-Dynamik wichtig ist

Herzinsuffizienz-- Bisher beruht die Risikostratifizierung bei Patienten mit Herzinsuffizienz-Vorstufen oftmals auf einer NT-proBNP-Messung. Einer aktuellen Studie zufolge könnte aber auch die Dynamik wichtige Informationen liefern.

Von Veronika Schlimpert Veröffentlicht:

Anhand von NT-proBNP-Veränderungen über die Zeit lässt sich die Prognose von Menschen, die noch keine klinischen Herzinsuffizienz-Anzeichen aufweisen, womöglich besser abschätzen als anhand eines einzelnen Wertes. Das jedenfalls schließen US-Kardiologen um Dr. Xiaoming Jia aus Houston aus einer neuen Analyse der ARIC-Studie. „In dieser Studie spiegelten dynamische NT-proBNP-Veränderungen über sechs Jahre hinweg in der erwachsenen Bevölkerung ohne prävalente klinische Herzinsuffizienz das Risiko für künftige Herzinsuffizienz-Ereignisse und Todesfälle wider“, fassen sie zusammen.

Prognostische Bedeutung von NT-proBNP

NT-proBNP ist ein etablierter Marker in der Herzinsuffizienz-Diagnostik. Auch seine prognostische Aussagekraft ist zweifellos belegt. Doch bezogen sich bisherige Studien, die solche Untersuchungen angestellt haben, meist auf einen einzelnen Wert des Biomarkers. Umstritten ist zudem, ob sich NT-proBNP für ein Monitoring zur Herzinsuffizienz-Therapieführung eignet. In den ESC-Leitlinien wird mangels Evidenz von einem routinemäßigen Monitoring mit NT-proBNP bzw. BNP zur Titration der Herzinsuffizienz-Medikamente abgeraten.

Jia et al. wollten mit ihrer Analyse nun eruieren, ob serielle Messungen von NT-proBNP bei Personen, die noch an keiner klinischen Herzinsuffizienz erkrankt sind, einen Mehrwert bringen. Dafür bedienten sie sich an Daten der prospektiven ARIC-Studie. In ihre Analyse bezogen sie 9.776 Erwachsene ein, bei denen bei zwei ARIC-Follow-up-Terminen der NT-proBNP-Spiegel gemessen wurde (Kontrolluntersuchungen 2 und 4), und die zu diesen Zeitpunkten noch keine klinischen Vorzeichen einer Herzinsuffizienz aufwiesen. Die beiden Messungen lagen etwa sechs Jahre auseinander. Während des mittleren Follow-up von 20 Jahren sind in dieser Population 2.088 Hospitalisierungen wegen Herzinsuffizienz und 4.493 Todesfälle registriert worden.

Prognose verbessert sich wieder, wenn NT-proBNP-Werte sinken

Jene Teilnehmer, die an beiden Besuchen erhöhte NT-proBNP-Konzentrationen (≥ 125 pg/ml) aufwiesen, hatten ein erhöhtes Risiko, wegen einer Herzinsuffizienz ins Krankenhaus eingewiesen zu werden (adjustierte Hazard Ratio, HR: 2,40), ebenso wie ein erhöhtes Sterberisiko (HR: 1,68) im Vergleich zu jenen, bei denen an beiden Terminen Werte unterhalb des Grenzwertes gemessen wurden.

Sanken die anfänglich erhöhten NT-proBNP-Werte binnen sechs Jahre auf Werte < 125 pg/ml, verringerte sich das Risiko deutlich. In diesem Falle hatten die Teilnehmer sogar dasselbe Risiko wie jene, die an beiden Terminen ein NT-proBNP < 125 pg/ml aufwiesen (HR: 1,01 bzw. 0,79). Ein NT-proBNP-Anstieg über die Zeit (von < 125 auf ≥ 125 pg/ml) ging wiederum mit einem erhöhten Risiko für Herzinsuffizienz-Ereignisse und Tod einher (HR: 1,86 bzw. 1,32). Die prozentuale Veränderung von NT-proBNP korrelierte zudem positiv mit der Prognose (HR 1,06 bzw. 1,05 pro 1 Standardabweichung [SD]-Erhöhung).

Jia und Kollegen gehen angesichts dieser Ergebnisse davon aus, dass eine dauerhafte Erhöhung des Biomarkers einer kumulativen Exposition gegenüber diesen Risikofaktor entspricht. Eine Absenkung von NT-proBNP wiederum scheine eine verbesserte Risikofaktorenkontrolle widerzuspiegeln. „Damit stützen unsere Ergebnisse den Nutzen serieller NT-proBNP-Messungen, um das kardiovaskuläre Risiko in der asymptomatischen Bevölkerung vorherzusagen, speziell bei Patienten mit einer Herzinsuffizienz-Vorstufe“, folgern sie. Womöglich könne ein solches Vorgehen auch dabei helfen, durch eine angepasste Therapieführung die Wahrscheinlichkeit für eine Progression der Erkrankung zu einer klinischen Herzinsuffizienz zu reduzieren.

Fazit

Eine NT-proBNP-Dynamik war bei Erwachsenen ohne klinische Herzinsuffizienz mit künftigen HerzinsuffizienzEreignissen und Todesfällen assoziiert.

Laut der Autoren sprechen diese Ergebnisse für den Nutzen serieller NT-proBNP-Messungen zur kardiovaskulären Risikostratifizierung.

Literatur-- Jia X et al. JAMA Cardiol. 2023; https://doi.org/10.1001/jamacardio.2022.5309

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