DGK-Jahrestagung

Wie gut funktioniert die Rotablation?

Verkalkte Läsionen-- Bei stark verkalkten Läsionen kann der Einsatz einer Rotablation den Prozedurerfolg steigern. Auf lange Sicht scheint die Methode jedoch keine klinischen Vorteile zu versprechen – außer bei bestimmten Läsionen.

Von Veronika Schlimpert Veröffentlicht:

Wenn eine Stentimplantation aufgrund einer starken Verkalkung nicht möglich ist, können verschiedene Techniken zur Läsionspräparation eingesetzt werden, eine davon ist die Rotationsatherektomie. Durch ein spezielles Device mit Bohrkopf wird das verkalkte atherosklerotische Material im Vorfeld der Stentimplantation abgetragen und pulverisiert.

In der randomisierten PREPARE-CALC-Studie gelang die Implantation mit einem Drug-Eluting-Stent bei 200 Patienten mit kalzifizierten Koronarläsionen nach einer solchen Läsionsvorbereitung mittels Rotablation besser als nach einer Gefäßaufdehnung mittels Cutting-Ballon-Technik (devicebezogener Prozedurerfolg: 98 % vs. 81 %; p = 0,0001). Die Studie wurde zwischen 2014 und 2017 an zwei Zentren in Deutschland durchgeführt. Die Primärergebnisse sind 2018 publiziert worden. Doch ist die Rotationsatherektomie auch auf lange Sicht der Ballonangioplastie überlegen? Um diese Frage beantworten zu können, wurden die Patientinnen und Patienten von PREPARE-CALC über fünf Jahre hinweg nachbeobachtet. Prof. Gert Richardt, Segeberger Kliniken in Bad Segeberg, hat die Ergebnisse dieser Langzeitanalyse bei einer Late-Breaking-Session im Rahmen der DGK-Jahrestagung vorgestellt.

In der Gesamtgruppe nichtüberlegen

Für 97 % der ursprünglich eingeschlossenen Teilnehmer lagen klinische Ergebnisse nach fünf Jahren vor. Während dieser Zeit kam der Endpunkt „Zielgefäßversagen“ – bestehend aus kardialem Tod, Herzinfarkt im Zielgefäß und klinisch getriggerte Zielgefäßrevaskularisation – bei 19 % der mit Rotablation vorbehandelten Patienten vor, in der Gruppe mit Ballonangioplastie waren 21 % betroffen. Für die Rotablation konnte in dieser Hinsicht also keine signifikante Überlegenheit gegenüber der Cutting-Ballon-Technik belegt werden (p = 0,687).

The Rotablation is there to stay,

Wenn man sich die Subgruppen anschaue, habe es aber bei längeren Läsionen ≥ 27 mm einen Trend zur Rotablation gegeben (p = 0,042), berichtete Richardt. „Die langen Läsionen profitieren eher von der Rotablation“, folgerte der Kardiologe daraus. Wie Richardt ausführte, ging der Einsatz der Rotationsatherektomie zudem mit einer signifikant geringeren Rate an Zielgefäßrevaskularisationen einher (3 % vs. 12 %; p = 0,034). Die Rate schwerer kardiovaskulärer Ereignisse (MACCE) unterschied sich nicht zwischen beiden Gruppen (35 % vs. 40 %; p = 0,588). Die Studie sei aber nicht gepowert gewesen, um Unterschiede in klinischen Endpunkten aufzuzeigen, gab Richardt zu bedenken, dafür waren es deutlich zu wenig Patienten.

Was lässt sich aus diesen Ergebnissen nun für die Praxis ableiten? Für Prof. Adnan Kastrati, der als Kommentator der Studie auftrat, ist eine Sache klar: „The Rotablation is there to stay“, resümierte der Kardiologe vom Deutschen Herzzentrum München. Denn selbst wenn andere Techniken zur Läsionspräparation zum Einsatz kommen, wird die Rotablation als „Bail-out“-Strategie ihre Berechtigung haben, also dann, wenn sich eine Läsion durch Ballons nicht dilatieren lässt. Wie Richardt in der Diskussion erläuterte, gibt es aber auch Situationen, in denen die Patienten primär rotabladiert werden sollten: Bei langstreckigen Läsionen, bei Bifurkationen und bei stark gewundenen Läsionen spiele die Technik ebenfalls eine Rolle. „Bei kurzen verkalkten Läsionen in der LAD können Sie mit einem Cutting-Ballon behandeln und machen keinen Fehler“, gab der Kardiologe mit auf dem Weg

Fazit

Die Rotationsatherektomie zur Läsionspräparation verkalkter Läsionen im Vorfeld einer Stentimplantation hat sich auf lange Sicht in Bezug auf Zielgefäßversagen einer Cutting-Ballon-Technik nicht als überlegen erwiesen.

Bei langstreckigen Läsionen hatte die Technik jedoch Vorteile gebracht.

Quelle-- DGK-Jahrestagung, 12. bis 15. April 2023, Mannheim

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