Nationale Herz-Allianz geht an den Start

Gemeinsame Initiative-- Die größte konzertierte Initiative zur Bekämpfung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird ab sofort als „Nationale Herz-Allianz“ nach Wegen suchen, die Prävention und Therapie der häufigsten Todesursache in Deutschland zu verbessern.

Von Melissa Wilke Veröffentlicht:
Mehr Vorsorge für Herz-Kreislauf-System gefordert.

Mehr Vorsorge für Herz-Kreislauf-System gefordert.

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Das Ziel der Nationalen Herz-Allianz (NHA) ist nicht nur die Reduktion der Mortalität, sondern auch die der Morbidität. Denn Deutschland verliert nach einer Analyse des McKinsey Instituts pro Jahr ganze 5,1 Millionen Jahre an in Gesundheit verbrachten Jahren. Von diesen konnten durch präventive und therapeutische Maßnahmen sowie einer Verbesserung der Umweltbedingungen immerhin über 30 % reduziert werden. Doch die Krankheitslast ist immer noch verheerend.

Aus diesem Grund sucht die Initiative der DGK, DGTHG, DGPK, Deutschen Herzstiftung, BNK, ALKK und des DZHK einen engen Austausch mit den Entscheidungsträgerinnen und -trägern in der Gesetzgebung, um konkrete Projekte zur Bekämpfung von kardiovaskulären Erkrankungen umzusetzen.

FH-Screening bei Kindern

Betroffene der familiären Hypercholesterinämie (FH) leiden unter einer hohen Prävalenz von Atherosklerose und erkranken häufig schon in jungen Jahren an einem Schlaganfall, Herzinfarkt oder einer Aortenstenose. Ein Screening im Kindesalter würde die Möglichkeit einer frühen adäquaten Therapie bieten. Trotzdem gehört das Screening nicht zur Regelversorgung in Deutschland, was erhebliche Defizite in der Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen nach sich zieht. Erste Ergebnisse aus drei Pilotprojekten zum FH-Screening von Kindern dokumentieren die Machbarkeit eines bevölkerungsweiten FH-Screenings in Deutschland. Daher soll in Niedersachsen ein weiteres Projekt durch die NHA initiiert und finanziert werden. Vorgesehen ist, im Rahmen der U9- bis J1-Untersuchungen mittels Kapillarblutabnahme durch den Kinder- und Jugendarzt eine Bestimmung des LDL-Cholesterins vornehmen zu lassen. In der U9-Untersuchung ist eine Blutentnahme optional bereits vorgesehen, wird aber in der Regel nicht wahrgenommen. Sollten LDL-Cholesterinwerte oberhalb der 95. Perzentile gemessen werden, so sieht das Projektdesign vor, aus dem gleichen Kapillarblut eine molekulare Untersuchung anzuschließen, um Träger einer FH-Mutation zu identifizieren. Ziel ist es, die routinemäßige Bestimmung von LDL-Cholesterin im Rahmen der Untersuchung von Kindern und Jugendlichen in Zukunft in die Regelversorgung zu überführen. Dieses Projekt wird innerhalb der NHA gemeinschaftlich von der Deutschen Herzstiftung und der DGK realisiert.

Früherkennung der asymptomatischen Herzinsuffizienz

Obwohl natriuretische Peptide das Potenzial haben, die präsymptomatische Herzinsuffizienz bei hohem negativ prädiktiven Wert anzuzeigen, gibt es bislang kein entsprechendes systematisches Programm. Dabei ermöglichen Fortschritte in Diagnostik und Therapie es mittlerweile, die Progression der Herzinsuffizienz zu verlangsamen, sodass eine frühe Diagnose die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessern und ihre Lebensdauer verlängern würde.

Stattdessen ist die Herzinsuffizienz in Deutschland noch immer die häufigste Ursache für eine ungeplante Krankenhausaufnahme, birgt eine schlechte Prognose für Patientinnen und Patienten und verursacht hohe Kosten.

In dem neuen Projekt der NHA sollen in definierten Regionen Deutschlands durch Hausärztinnen und Hausärzte der (NT-pro)BNP-Spiegel bei allen Versicherten bestimmt werden, die ein bestimmtes Alter überschritten haben bzw. Risikofaktoren wie arterielle Hypertonie oder Diabetes mellitus aufweisen. Versicherungsnehmern mit erhöhten BNP-Spiegeln wird dann das Angebot gemacht, sich kardiologisch-fachärztlich vorzustellen. Während die DGK die wissenschaftliche Konzeption und Auswertung orchestriert, werden ausgewählte Krankenkassen dieses Angebot ihren Versicherten in den betreffenden Regionen offerieren. Ziel auch dieses Projektes ist die langfristige Übernahme dieses Screenings in die Regelversorgung.

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