eCardiology zum Anfassen

DGK-Jahrestagung-- Nach einer erfolgreichen Premiere im Vorjahr konnte das Publikum der DGK-Jahrestagung 2023 erneut die verschiedenen Möglichkeiten der eCardiology kennenlernen und selbst darin eintauchen. Das trägt zu einem besseren Verständnis für die Digitalisierung der Medizin bei.

Von Dr. Philipp Breitbart Veröffentlicht:
Die eCardology-Sessions boten spannende Diskussionen und einen interaktiven Austausch.

Die eCardology-Sessions boten spannende Diskussionen und einen interaktiven Austausch.

© Philipp Breitbart

Über 1000 Besucherinnen und Besucher strömten an den Kongresstagen ins Ella & Louis im Untergeschoss des Rosengartens. In kurzweiligen Vortragsrunden, die viel Zeit zur Diskussion mit digitalen Experten im Panel, aber auch dem Publikum boten, wurden die wichtigsten Themen der kardiologischen Digitalisierung adressiert. Den Auftakt machte die Frage nach Chancen und geeigneten Einsatzgebieten der elektronischen Patientenakte und der Gematik Infrastruktur. Die Sitzung „Künstliche Intelligenz (KI): Von Kunst bis Medizin“ machte deutlich, dass die digitale Transformation sämtliche Generationen der Kardiologie vereint – so diskutierte der „eCardiology“-Sprecher Prof. Benjamin Meder mit dem einstigen Initiator dieses Ausschusses, Prof. Hugo Katus, aber auch mit ehemaligen und aktuellen Sprechern der Young DGK. Gemeinsam mit der Arbeitsgruppe „Interventionelle Kardiologie“ wurde in einer zweiten Session auf die KI speziell im Herzkatheterlabor eingegangen. Nicht fehlen durften Diskussionsrunden zum e-Faktor in der Weiterbildung und zu den sozialen Medien als dynamische Wissensplattform.

Die eCardiology der DGK möchte Jung und Alt begeistern.

Mehrere Workshops rund um die Digitalisierung rundeten das eCardiology-Erlebnis ab. Die Besucher hatten z. B. die Möglichkeit, einen 3-D-Drucker live zu erleben. Neben selbst gedruckten anatomischen Modellen des Herzens, der patientenindividuellen Aorta und der Mitralklappe wurde gezeigt, welche Fertigungsprozesse es gibt und wie flexible Bauteile durch Ausspritzung einer 3D-gedruckten Gussform entstehen können. Diese Modelle eignen sich zum Nähen und Schneiden und können chirurgisch wie interventionell modifiziert werden. Eindrücklich wurde dem Publikum gezeigt, wie sich solche Modelle in hämodynamische Strömungen, angetrieben durch Pulsduplikatoren, einbringen lassen und so „zum Leben erweckt“ werden.

Die zunehmende Digitalisierung in der Kardiologie zeigt sich vor allem im Bereich „Mobile Health“. Daher wurden Apps zur leitlinienkonformen klinischen Entscheidungsunterstützung sowie aktuelle DiGAs (= digitale Gesundheitsanwendungen, sog. „Apps auf Rezept“) vorgeführt. Hierzu gehören vor allem die DGK-Leitlinien-Apps, die aufbauend auf den Volltextversionen der DGK-Pocket-Leitlinien auch digitale Scores und Kalkulatoren beinhalten (z. B. PE-Severity- und DAPT-Score, eGRF-Kalkulator). Aufmerksamkeit erhielten besonders die klinischen Entscheidungsunterstützungs-Tools in der DGK App (Clinical Decision Support). Diese interaktiven Tools können Ärztinnen sowie Ärzten konkrete Handlungsempfehlungen bieten, z. B. zur Indikation und Auswahl (Dosis) des Thrombolytikums bei Lungenarterienembolie. Ein weiterer Schwerpunkt bestand in der Präsentation von Telemonitoringmöglichkeiten für die Herzinsuffizienzversorgung..

Beim Mobile Sensors Workshop konnten Interessierte erfahren, dass Wearables mehr als ein Fitness Coach sein können. Hier wurde anhand praktischer Beispiele gezeigt, wann und wie vielfältig Wearables heute zum Rhythmusmonitoring eingesetzt werden können. Ein wichtiger Bestandteil waren die Herausforderungen, die sich durch den Einsatz von Wearables ergeben, inkl. Fragen zum Datenschutz oder einer möglichen Integration in die elektronische Patientenakte. Unterschiedliche Wearables und Aufzeichnungsmöglichkeiten wie 1-Kanal-EKGs und Photoplethysmografien (PPGs) konnten selbst ausprobiert werden.

Zudem bestand die Möglichkeit, mittels HoloLenses, eine virtuell erweiterte Realität (Augmented Reality) live zu erleben. Verschiedene reale 3-D- Herzdatensätze können in die HoloLenses geladen und bearbeitet werden. Aktuell kann zwischen segmentierten CT-Datensätzen und elektrophysiologischen 3-D-Mappingdaten ausgewählt werden. Diese Modelle können zukünftig helfen, komplexe anatomische Anomalien bzw. Pathologien Studierenden sowie Patientinnen und Patienten anschaulich näher zu bringen. Klinische Anwendungen finden sich im Rahmen von Studien z. B in der verbesserten Visualisierung kardialer Bestrahlung bei therapierefraktären ventrikulären Tachykardien.

Im Workshop „The Swiss Knife for Genomics: Interpretation von komplexen Datensätzen“ konnten Interessierte erfahren, wie DNA-Sequenzierungen technisch durchgeführt und wie die gewonnenen Daten zur genetischen Diagnostik von hereditären Erkrankungen wie familiärer Kardiomyopathien genutzt werden können. Neben einer Livedemonstration aktueller Sequenziertechnologien konnten Besucher eigene „Genome“ mittels Legosteinen bauen und durch einen Lego-Sequenzierer die hypothetische DNA-Sequenz bestimmen.

Die Digitalisierung ist eine der größten Herausforderungen und Chancen für die Medizin. Durch die moderne und interaktive Präsentation von Digitalisierungsthemen möchte die eCardiology der DGK Jung und Alt begeistern und so eine gesunde Transformation der Kardiologie unterstützen.

Kontakt-- Dr. Philipp Breitbart, Universitäts-Herzzentrum Freiburg-Bad Krozingen

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