Kommentar von Prof. Meyer

Defi bleibt zunächst die Therapie der Wahl

Kommentar--Nach einem Infarkt ist für Menschen mit hochgradig eingeschränkter LVEF der ICD langjährig die Therapie der Wahl zur Prävention des plötzlichen Herztodes gewesen. Diesen Stellenwert haben zahlreiche Studien untermauert. Aber ist dies heute noch die ideale Strategie?

Ein Kommentar von Prof. Christian Meyer Veröffentlicht:
Prof. Christian Meyer-- Evangelisches Krankenhaus Düsseldorf

Prof. Christian Meyer-- Evangelisches Krankenhaus Düsseldorf

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Nach einem Infarkt ist für Menschen mit hochgradig eingeschränkter LVEF der ICD langjährig die Therapie der Wahl zur Prävention des plötzlichen Herztodes gewesen. Diesen Stellenwert haben zahlreiche Studien untermauert. Aber ist dies heute noch die ideale Strategie? Diese Frage beleuchten Gerd Hindricks und Nikolaos Dagres in ihrem Beitrag.

Hintergrund ist u. a., dass erfreuliche Neuerungen in der Therapie der Herzinsuffizienz, z. B. ARNI und SGLT2-Inhibitoren, und andere Möglichkeiten Fragen zur optimalen Risikoabschätzung nach Infarkt aufwerfen. Zudem können mit diesem Ansatz viele Patienten nicht geschützt werden, da sie einen plötzlichen Herztod bereits entweder früh nach Infarkt und/oder auf dem Boden einer vergleichsweise erhaltenen LVEF erleiden. Trotz vielversprechender neuer Methoden und Erkenntnisse (Genetik, Bildgebung usw.): Für diese Menschen fehlen uns noch immer robuste Risikoprädiktoren. Bildgebende Verfahren wie die MRT erscheinen einerseits vielversprechend, sie sind aber andererseits für die präzise Vorhersage eines individuellen Ereignisses vor dem Hintergrund neuerer Daten ebenfalls begrenzt.

Fraglich bleibt: Lässt sich mit einer einmaligen Momentaufnahme ein Ereignis in 3, 5 oder 10 Jahren vorhersagen? Inwieweit eine dynamische, multifaktorielle Risikostratifizierung für den klinischen Alltag hilfreich sein könnte, bleibt abzuwarten. Eine Optimierung unserer gegenwärtigen Strategie könnte für unzählige Patienten hilfreich sein und Entscheidungsfindungen verbessern.

Das ambitionierte und EU-geförderte Projekt „PROFID“ konnte erfreulicherweise bereits Hinweise sammeln, u. a. dass das Risiko für einen plötzlichen Herztod selbst bei Patienten mit stark eingeschränkter LVEF insgesamt inzwischen vergleichsweise gering erscheint. Um so mehr gilt es für die Zukunft, Menschen mit hohem Risiko für einen plötzlichen Herztod präzise zu identifizieren.

Nutzen und Risiko der Defibrillatortherapie nach Infarkt werden damit in den 2020er-Jahren neu bewertet werden. Trotz der aktuellen Dynamik: Der Defi bleibt für Risiko-Patienten zunächst die Therapie der Wahl zur Primärprävention des plötzlichen Herztodes. Es gilt abzuwarten, welche zukünftigen Standards in der Risikoprädiktion des plötzlichen Herztodes den Schutz unserer Patienten durch eine verbesserte ICD-Indikationsstellung weiter optimieren.

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