Kommentar zur REVIVED-Studie

Lebensqualität ist ein oft unterschätzter Faktor

Kommentar-- Wie sind die neuesten Daten der REVIVED-Studie zu interpretieren? Eine kritische Auseinandersetzung von Prof. Philip Raake.

Ein Kommentar von Prof. Philip Raake Veröffentlicht:
Prof. Philip Raake-- Uniklinikum Augsburg

Prof. Philip Raake-- Uniklinikum Augsburg

© Raake

Die ischämische Kardiomyopathie war, ist und bleibt eine Herausforderung. Die aktuelle REVIVED-Studie, die nun die perkutane Koronarintervention (PCI) in diesem Kollektiv im Vergleich zur leitliniengerechten Versorgung untersucht hat, konnte bei linksventrikulärer Ejektionsfraktion < 35 % keinen Unterschied im primären Endpunkt über den Beobachtungszeitraum von im Median 3,4 Jahren feststellen. Die eingeschlossenen Patienten und Patientinnen sind als Real-World-Population anzusehen, auch Patienten mit Hauptstammstenosen waren zugelassen. Die ältere STICH-Studie lieferte Hinweise, dass eine Revaskularisation mittels Bypass-OP (bei allerdings optimalen OP-Kandidaten und somit nicht direkt zum REVIVED-Kollektiv vergleichbar) im 10-Jahres-Follow-up zu einer verbesserten Prognose führt. Interessant ist, dass in den ersten fünf Jahren der Nachbeobachtungszeit noch kein Unterschied festgestellt werden konnte.

Die Herzinsuffizienztherapie hat sich mit Einführung des Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitors und der Inhibitoren des Natrium-Glucose-Transporters (SGLT2) die letzten Jahre erheblich erweitert. Die kardiale Resynchronisationstherapie hat einen klaren Stellenwert in der Behandlung einer Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF). Zudem spielen weitere Therapien wie die Transkatheter-Edge-toEdge-Reparatur (TEER) und die Pulmonalvenenisolation (PVI) bei Vorhofflimmern eine gewichtigere Rolle in der Herzinsuffizienztherapie.

Die REVIVED-Studie belegt die Wichtigkeit der leitliniengerechten Therapie, inkl. einer optimalen medikamentösen Behandlung. 77 % der Patienten in REVIVED waren im NYHA-Stadium I und II, gerade diese Population profitiert enorm von der optimalen medikamentösen Therapie.

Eine Neuauflage der STICH-Studie unter diesen sonst weiter optimierten Therapien wäre aus meiner Sicht geboten. Ein aus klinischer Sicht oft unterschätzter Aspekt, für die Patienten aber von hoher Bedeutung, ist die Lebensqualität. Hier zeigte sich in REVIVED im PCI-Arm zumindest am Anfang der Nachbeobachtung zum Zeitpunkt sechs und zwölf Monate ein Vorteil zugunsten der PCI. Spannend bleibt zudem die Frage, wie sich die Ergebnisse der REVIVED-Studie im längerfristigen Follow-up darstellen.

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