Werden Schrittmacher zu schnell implantiert?

Nach TAVI-- Reizleitungsstörungen sind eine Komplikation des Aortenklappenersatzes. Die Lösung muss nicht immer ein „Pacemaker“ sein, und es stellt sich die Frage, ob in Deutschland zu häufig zum Schrittmacher gegriffen wird.

Von Carsten W. Israel und Arian Sultan Veröffentlicht:

Die ESC-Leitlinien von 2021 geben konkrete und detaillierte Empfehlungen, wann nach TAVI eine Schrittmacherimplantation oder alternativ eine weitere Diagnostik erforderlich ist (Tab. 1).

Ein Leitungsschaden, der 24–48 Stunden nach TAVI persistiert, ist praktisch immer permanent. Die Häufigkeit einer Schrittmacherimplantation nach TAVI hängt von zahlreichen Faktoren ab (selbst- vs. ballonexpandierende Prothese, Nach-/Vordilatation, vorbestehender Rechtsschenkelblock, Kalklast, Implantationshöhe, usw.) und ist in den letzten zehn Jahren wahrscheinlich gesunken. Das deutsche TAVI-Register berichtet im Jahr 2013 über 33,7 % Schrittmacherimplantation nach TAVI im Vergleich zu 5,7 % im Jahr 2022. Allerdings wird in keinem der Register spezifiziert, warum eine Schrittmacherimplantation durchgeführt wurde (AV-Block I°, II° oder III°, progrediente QRS-Verbreiterung, usw.).

Werden Schrittmacher zu schnell implantiert?

© ESC Guidelines on cardiac pacing. Glikson M et al. Eur Heart J. 2021;42(35):3427-520

Während früher Unsicherheit herrschte, wie bei neu aufgetretenem Linksschenkelblock nach TAVI vorzugehen ist, sind die aktuellen ESC-Empfehlungen eigentlich eindeutig. Es bleiben jedoch Probleme: In Deutschland wird eine diagnostische elektrophysiologische Untersuchung vermutlich nur in sehr seltenen Ausnahmefällen durchgeführt, nicht zuletzt, weil es dafür keine Kostenerstattung gibt. Und in der Regel ist es nicht möglich, dass das TAVI-implantierende Zentrum die seriellen Langzeit-EKGs selbst durchführt. Daher besteht ein erhebliches Risiko, dass auch diese Alternative zur Schrittmacherimplantation in Deutschland nicht angewendet wird.

Fazit

Eine Schrittmacher-Implantation nach TAVI hängt von zahlreichen Faktoren ab. Die aktuelle ESC-Leitlinie gibt klare Empfehlungen, wie vorzugehen ist.

In Deutschland werden Alternativen zum Schrittmacher vermutlich zu selten genutzt.

Literatur beim Verfasser/der Verfasserin

Kontakt-- PD Dr. Carsten Israel, Ev. Krankenhaus Bielefeld, PD Dr. Arian Sultan, Herzzentrum der Uniklinik Köln

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