„Allenfalls moderater Effekt“

Kommentar--

Ein Kommentar von Prof. Dr. Felix Mahfoud Veröffentlicht:

Die ESC-Heart-Failure-Leitlinie definiert Eisenmangel als Ferritin-Konzentration von < 100 µg/l oder Ferritin-Konzentration zwischen 100–300 µg/l bei Transferrinsättigung von < 20 %. Ein solcher Eisenmangel ist bei 40–50 % der Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz zu finden und sowohl mit einer schlechten Prognose als auch mit einer eingeschränkten Leistungsfähigkeit assoziiert. Die Studien AFFIRM-AHF (n = 1.108) und IRONMAN (n = 1.137) untersuchten, ob eine intravenöse Eisensupplementation die Endpunkte Herzinsuffizienzhospitalisation und kardiovaskulären Tod reduzieren kann. Dieser primäre Endpunkt wurde in beiden Studien (knapp) verfehlt. Eine präspezifizierte Analyse zeigte, dass Patienten, die außerhalb der COVID-19-Pandemie eingeschlossen wurden, von einer Eisengabe profitierten.

Prof. Dr. Felix Mahfoud-- Universitätsklinikum des Saarlandes

Prof. Dr. Felix Mahfoud-- Universitätsklinikum des Saarlandes

© Mahfoud

Die beim diesjährigen ESC-Kongress vorgestellte HEART-FID-Studie (n = 3.065) liefert nun interessante neue Daten bei Patienten und Patientinnen mit symptomatischer HFrEF und Eisenmangel. Als Endpunkt wurde eine Win-Ratio bestehend aus Gesamtsterblichkeit und Herzinsuffizienzhospitalisation nach 12 Monaten sowie Änderung der 6-Minuten-Gehstrecke nach 6 Monaten definiert. Die Gabe von Eisencarboxymaltose war sicher, allerdings verfehlte die Studien ihren primären Endpunkt. Die absoluten Risikoreduktionen für Gesamtsterblichkeit und Herzinsuffizienzhospitalisation lagen bei 1,7 % bzw. 1,5 %. Die 6-Minuten-Gehstrecke nahm um 1 % zu. Die Subgruppenanalyse identifizierte keine Patientencharakteristika, die mit einem positiven Effekt der Eisentherapie assoziiert war.

Obgleich es Diskussionen zum statistischen Design der Studie gab, die wegen regulatorischer Belange ein Signifikanzniveau von 0,01 zur Ablehnung der Nullhypothese genutzt hatte, ist der Behandlungseffekt einer Eisentherapie insgesamt als moderat anzusehen. Dies spiegelt sich auch in der klinisch nicht relevanten Verbesserung der 6-Minuten-Gehstrecke wider. Schaut man nach der Zeit bis zum Auftreten eines kardiovaskulären Todesfalls oder einer Herzinsuffizienzhospitalisation, so unterschied sich auch diese nicht zwischen den Gruppen. Die mittlere Transferrinsättigung lag bei 23,9 %, sodass davon auszugehen ist, dass ein relevanter Anteil der Patienten eine normale Transferrinsättigung aufwies.

Schlussfolgerungen: Ein Eisenmangel ist bei Patienten mit Herzinsuffizienz häufig. Die intravenöse Eisengabe kann zu einer Verbesserung der Symptomatik führen, ist jedoch nicht eindeutig mit einer Reduktion von harten Endpunkten assoziiert. Es bleibt zu hoffen, dass es durch weitere Analysen und Studien gelingt, Patienten zu identifizieren, die von einer Eisensubstitution profitieren (z. B. Transferrinsättigung < 20 % bzw. < 15 %, Anämie, Vorliegen von Komorbiditäten etc.).

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