Ansporn für umfassendere Forschung

Kommentar--

Ein Kommentar von Dr. Ingo Voigt Veröffentlicht:

Das Ergebnis der ECLS-SHOCK-Studie enttäuschte viele Hoffnungen und scheint die VA-ECMO damit in die Therapieformen einzureihen, welche die Mortalität im kardiogenen Schock (CS) nicht entscheidend reduzieren können [1].

Dr. med. Ingo Voigt--Elisabeth-Krankenhaus Essen

Dr. med. Ingo Voigt--Elisabeth-Krankenhaus Essen

© Voigt

Die Daten betonen aber auch die Notwendigkeit, die Therapie des CS an die individuellen Patientenbedürfnisse anzupassen. Ein One-size-fits-all-Ansatz ist für diese heterogene Patientengruppe nicht geeignet. Positiv gesprochen könnten die Daten auch so interpretiert werden, dass Kliniken mit VA-ECMO-Ressourcen den CS möglicherweise ebenso effektiv mit alternativen Therapieformen behandeln.

Auch wenn die Per-Protokoll-Analyse keinen Vorteil für die frühe ECMO-Therapie ergab, sollte bedacht werden, dass 15,4 % der Patienten in der Kontrollgruppe eine andere Form der mechanischen Kreislaufunterstützung erhielten und es sich damit nicht um eine alleinige medikamentöse Kontrollgruppe handelte. Der therapieresistente kardiogene Schock, als Ursache für die all-cause mortality, lag in beiden Gruppen kongruent über 50 %. Einzelne Parameter der ECMO-Therapie, wie der verwendete extrakorporale Blutfluss, der Sweep Gas Flow oder das Gasmischungsverhältnis, waren nicht Bestandteil der Datenerhebung. Inwieweit unzureichender VA-ECMO-Support, inflammatorische Formen des CS oder individuelle Therapiezieländerungen (LVAD, HTX, palliative care) eine Rolle spielten, bleibt offen. In der Interventionsgruppe traten häufiger Blutungen, Extremitätenischämien oder embolische Ereignisse auf. Im Vergleich zu Daten des ELSO-Registers waren diese Komplikationsraten höher [2].

Etwas überraschend erfolgte ein aktives LV-Unloading in nur 5,8 % der VA-ECMO-Gruppe. Demgegenüber in der Cross-over-Gruppe zur VA-ECMO in 31,6 % der Fälle. Aktuelle Studien weisen auf einen möglichen positiven Effekt des frühen LV-Unloading unter VA-ECMO hin [3].

Abschließend bleibt die Erkenntnis, dass die VA-ECMO im infarktbedingten kardiogenen Schock keine „Deus ex machina“ darstellt. Die ECLS-SHOCK-Studie war zum aktuellen Zeitpunkt wichtig und fordert klinisch tätige Kardiologen, Notfall- und Intensivmediziner auf, sich weiter mit dieser Technologie zu beschäftigen. Umfassendere Forschung ist nötig, darunter die Fokussierung auf erweiterte hämodynamische Parameter unter Einsatz der Echokardiografie und des Rechtsherzkatethers sowie ein – falls indiziert – frühzeitiges LV-Unloading [3, 4].

Als nächste, ebenfalls stark wachsende Technologie, steht die Verwendung von Microaxialpumpen im kardiogenen Schock auf dem Prüfstand. Bis die Daten der DanGer-Studie zur Verfügung stehen, sollten wir uns aktiv um die Etablierung von Cardiogenic Shock Teams bemühen, um im interdisziplinären Diskurs die entsprechend individualisierte Therapieform für den Patienten im kardiogenen Schock zu wählen [5].

Literatur-- 1. Thiele H et al. Eur Heart J. 2020;40:2671-83
2. Acharya D et al. J Am Coll Cardiol. 2020;76:1001-2
3. Schrage B et al. Circulation. 2020;142:2095-106
4. Garan AR et al. JACC Heart Fail. 2020;8:903-13
5. Papolos AI et al. J Am Coll Cardiol. 2021;78:1309-17

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