Diabetes: Weckruf für die LDL-Senkung

CLEAR-Outcomes-Studie-- Mit den Daten der CLEAR-Outcomes-Studie gehört Bempedoinsäure zu den Medikamenten, die durch LDL-Senkung einen relevanten kardiovaskulären Nutzen zeigen, so Studienautor Steven Nissen. In einer wichtigen Subgruppe ist der Effekt besonders beeindruckend.

Von Dirk Einecke Veröffentlicht:

Die CLEAR-Outcomes-Studie hat Klarheit gebracht, welche klinischen Effekte von Bempedoinsäure zu erwarten sind. In der doppelblinden Studie war der Effekt des ATP-Citrat-Lyase-Hemmers bei 13.970 Patientinnen und Patienten mit erhöhtem LDL-Cholesterin (Median 139 mg/dl) untersuchten worden, die Statine nicht vertrugen oder aus anderen Gründen nicht einnehmen wollten. Letztlich hatten in beiden Gruppen knapp 23 % ein Statin in einer sehr niedrigen Dosis eingenommen.

Ergebnisse im CLEAR-OUTCOMES-Gesamtkollektiv

Bempedoinsäure reduziert das LDL gegenüber Placebo um 21,1 % nach sechs Monaten und das hochsensitive C-reaktive Protein um 22,2 %. Im Verlauf von median 40,6 Monaten wurde dadurch das Risiko für den primären Endpunkt (kardiovaskulärer Tod, Herzinfarkt, Schlaganfall, koronare Revaskularisierung) um 13 % von 13,3 % auf 11,7 % (p = 0,004) reduziert. Beim härteren Drei-Komponenten-Endpunkt ohne Koronar-Revaskularisierung fiel das Risiko um 15 % von 9,5 % auf 8,2 % (p = 0,002). Kein Effekt zeigte sich auf das Schlaganfall-Risiko oder auf die Mortalität.

Anderes Nebenwirkungsspektrum als bei Statinen

Die Behandlung verursachte weder Muskelbeschwerden noch hatte sie einen negativen Effekt auf den Glukosestoffwechsel. Zu den Nebenwirkungen gehörten Hyperurikämie (10,9 vs. 5,6 %), Gicht (3,1 % vs. 2,1 %), Cholelithiasis (2,2 % vs. 1,2 %), Erhöhung der Leberenzyme (4,5 % vs. 3 %) und des Kreatinins (11,5 % vs. 8,6 %).

Ergebnisse bei Patienten in Primärprävention

Aufhorchen ließ eine Analyse all jener Studien-Patienten und -Patientinnen, bei denen keine manifesten kardiovaskulären Erkrankungen vorlagen. Das bei 4.206 Teilnehmenden der Fall, von denen ein Großteil einen Typ-2-Diabetes aufwiesen. Für dieses Kollektiv (Alter im Schnitt 68 Jahre, 59 % Frauen, 66 % Diabetes) war die Risikosenkung ausgeprägter als für das Gesamtkollektiv. Für den primären 4-Komponenten-Endpunkt ging das Risiko um 30 % von 7,6 % auf 5,3 % zurück (p = 0,02). Für den klassischen 3-Komponenten-Endpunkt MACE belief sich die Risikoreduktion auf 36 % (von 6,4 % auf 4,0 %; p < 0,01). Das Herzinfarkt-Risiko sank um 39 % (von 2,2 % auf 1,4 %). In diesem Kollektiv zeigten sich auch signifikante Effekte auf die kardiovaskuläre Mortalität (HR: 0,61, von 3,1 % auf 1,8 %) und auf die Gesamtmortalität (HR: 0,73, von 5,2 % auf 3,6 %).

Viel Risikoreduktion für mäßiggradige LDL-Senkung

Das sind beeindruckende Ergebnisse, kommentierte Studienerstautor Prof. Steven Nissen von der Cleveland Clinic: „Mit einer vergleichsweise mäßigen Senkung des LDL-Cholesterins wurde eine erhebliche Reduktion der Morbidität und Mortalität erreicht.“ Für Nissen liegt die zentrale Botschaft der Studie darin, dass wir bei Patienten und Patientinnen mit hohem Risiko für ein erstes kardiovaskuläres Ereignis das LDL-Cholesterin gemäß Leitlinienempfehlung senken müssen. „Darin müssen wir besser werden“, so Nissen. Der Typ-2-Diabetes stellt dabei ein erheblicher kardiovaskulärer Risikofaktor dar. „Alle Diabetespatienten sollten ein Statin einnehmen, besonders wenn das LDL erhöht ist“, so Nissen. Bei Statin-Intoleranz oder bei Zielwertverfehlung gibt es weitere wirksame orale Optionen, wie die CLEAR-Outcomes-Studie gezeigt hat.

Fazit

Bei Statin-Intoleranz reduziert Bempedoinsäure das Risiko für kardiovaskulären Tod, Herzinfarkt und Schlaganfall um 15 % (p = 0,002).

Bei Patienten und Patientinnen ohne kardiovaskuläre Vorerkrankung beläuft sich relative Risikoreduktion für diesen Endpunkt auf 36 % (p < 0,01).

In Primärprävention zeigt sich auch ein signifikanter Effekt auf die Mortalität.

Zwei Drittel dieser Patienten waren Typ-2-Diabetiker.

Quelle-- Jahrestagung der American Diabetes Association ADA, 23. bis 26. Juni 2023 in San Diego und ESC-Kongress, 25. bis 28. August 2023 in Amsterdam

Literatur-- 1. Nissen SE et al. JAMA. 2023;330(2):131-40
2. Nissen SE et al. New Engl J Med. 2023; 388:1353-64

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