Kommentar von Prof. Ince und Prof. Elsässer

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Kommentar--Die Diskussionen bei kombinierter Trikuspidal- und Mitralinsuffizienz sind immer von einer bestimmten Vorstellung geprägt. Doch diese ist trügerisch, meinen unsere beiden Kommentatoren.

Ein Kommentar von Prof. Hüsein Ince und Prof. Albrecht Elsässer Veröffentlicht:
Prof. Dr. med. Albrecht Elsässer-- Oldenburg

Prof. Dr. med. Albrecht Elsässer-- Oldenburg

© Elsässer

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© Ince

Durch eine differenzierte Aufarbeitung ist Dr. Nina Wunderlich und Prof. Philipp Lurz ein ausgezeichneter Übersichtsartikel gelungen. Denn wenn wir unseren klinischen Alltag reflektieren, dann sind die Diskussionen zu diesem Thema immer von der Vorstellung geprägt, dass es durch eine isolierte Mitralklappenreparatur hoffentlich auch zu einer Reduktion der Trikuspidalklappenregurgitation kommen wird. Jedoch ist diese Position trügerisch! In der Mehrzahl der Fälle (70–75 %) findet sich eine Befundkonstanz bzw. -progression. Somit sind wir gefordert, in der Diagnostik die gültigen Kriterien zu überprüfen und daraus eine dezidierte Therapieempfehlung für oder gegen eine Mitbehandlung der Trikuspidalklappe abzuleiten.

Bei der Wahl des Behandlungsverfahrens sollten wir uns grundsätzlich darüber im Klaren sein, dass die chirurgischen und interventionellen Therapieoptionen nicht konkurrieren, sondern vielmehr unterschiedliche Patientenkollektive im Fokus stehen. Unsere Aufgabe gegenüber unseren herzchirurgischen Kollegen ist es, basierend auf einer objektiven Diagnostik, sie dazu zu motivieren, die gleichzeitige Trikuspidalklappenreparatur konsequenter mit durchzuführen, um einen positiven Einfluss auf die Symptome, Prognose und Rehospitalisierungsrate zu erzielen. Diese Zusammenhänge waren bereits vor 15–20 Jahren bekannt. Schon damals diskutierten Herzchirurginnen und Herzchirurgen über die Effizienz verschiedener Trikuspidalreparaturmethoden.

Vorstellbar wäre auch, dass ein Hybridverfahren gewählt und die Trikuspidalklappeninsuffizienz nach einer operativen Mitralklappenrekonstruktion interventionell behandelt wird. Vorteil eines solchen Vorgehens wäre die Reduktion der OP-Dauer und möglicherweise der permanenten Schrittmacherrate.

Im interventionellen Kontext ist eine „staged procedure“ möglich, aber für eine einzeitige Behandlung spricht zum einen die geringe Komplikationsrate des Verfahrens sowie der Verzicht auf einen zweiten Eingriff für die häufig multimorbiden Patientinnen und Patienten. Zudem kommt es hierdurch zu einer rascheren klinischen Beschwerdereduktion und verbesserten Belastbarkeit als Folge der initiierten globalen Remodelingprozesse. Auch wenn wir alle sehnlichst auf Ergebnisse großer randomisierten Interventionsstudien mit einem hoffentlich signifikanten prognostischen Benefit warten, sollten wir uns im klinischen Alltag jetzt schon unter Berücksichtigung der hämodynamischen und morphologischen Kriterien bemühen, jene Patienten rechtzeitig zu identifizieren, die von der kombinierten Behandlung der AV-Klappen profitieren. Denn schon eine länger anhaltende Symptomverbesserung ist durch eine medikamentöse Therapie alleine schwer zu erreichen.

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