Kommentar

Paradigmenwechsel bei Trikuspidalinsuffizienz?

Kommentar-- Nach Ansicht von Prof. Albrecht Elsässer und Prof. Hüseyin Ince steht bei der Trikuspidalinsuffizienz ein Paradigmenwechsel an.

Ein Kommentar von Prof. Albrecht Elsässer und Prof. Hüsyin Ince Veröffentlicht:
Prof. Dr. med. Albrecht Elsässer, Oldenburg

Prof. Dr. med. Albrecht Elsässer, Oldenburg

© Elsässer

Prof. Dr. med. Hüseyin Ince, Rostock/Berlin

Prof. Dr. med. Hüseyin Ince, Rostock/Berlin

© Ince

Der sehr differenzierte Beitrag von Dr. Nina Wunderlich und Prof. Peter Lüdike ist deshalb so gelungen, da er einen umfassenden Überblick über die interventionellen Therapieoptionen der Trikuspidalklappeninsuffizienz gibt und diese auch in den Kontext zu den unterschiedlichen zugrunde liegenden Ausprägungen bzw. Schweregraden setzt. Auch wenn berechtigterweise der Fokus der aktuellen Studien auf der Effizienz der Interventions-Devices liegt, gilt es zu klären, ob unsere derzeit gültigen Indikationen den Patientinnen und Patienten bzgl. einer Verbesserung der Symptomatik und Prognose gerecht werden. Neben der strukturellen Beurteilung der Trikuspidalklappensegel und der Kommissuren, des fibrösen Anulus sowie des subvalvulären Apparates, sollte es für eine Therapieentscheidung essenziell sein, hämodynamische Parameter mit einzubeziehen.

Die echokardiografische Bestimmung des RV-PA-Coupling (TAPSE/ PASP-Ratio) ist durch ihre Berücksichtigung der RV-Funktion und der Nachlast ein geeignetes Verfahren zur Selektion der Patienten, die von einer interventionellen Therapie prognostisch profitieren. Der Nachweis einer „afterload reserve“, die sich aus einer hohen Ausgangs-TAPSE/RVSP-Ratio und deren Abfall nach Intervention ergibt, zeigt ein vorhandenes myokardiales Kompensationsvermögen des rechten Ventrikels an. Zudem erscheint es im Rahmen unserer Therapieentscheidung auch sinnvoll, die Vorlast zu evaluieren, denn eine chronisch venöse Stauung kann neben abdominellen Organschädigungen auch zu einer prognostisch ungünstigen kardialen Kachexie und Sarkopenie führen.

Sollten wir wegen dieser neuen Perspektiven nicht die Kriterien für die Indikation und den Prozedurerfolg ändern? Mit dem größeren Fokus auch auf die hämodynamischen Spezifika könnten dann zudem nur geringe Insuffizienzreduktionen oder die Korrektur leichter Regurgitationsgrade das definierte Therapieziel darstellen. Entscheidend für die Etablierung eines solchen Konzeptes ist es, dass wir insbesondere während der Prozedur, basierend auf verlässlichen Messungen, repräsentative Ergebnisse erhalten, durch die wir unser interventionelles Vorgehen für die Patientinnen und Patienten unmittelbar objektivieren und individuell optimieren können. Ein Paradigmenwechsel steht an!

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