Ein Kommentar von Dr. Heribert Brück

Es ist keine Frage des Alters, aber der Sinnhaftigkeit

Der Nächste bitte-- Ob eine Diagnostik sinnvoll oder nicht sinnvoll ist, sollte nicht vom Alter des Patienten abhängen, meint unser Kommentator.

Ein Kommentar von Dr. Heribert Brück Veröffentlicht:
Dr. Heribert Brück-- Kardiologe aus Erkelenz und BNK-Pressesprecher.

Dr. Heribert Brück-- Kardiologe aus Erkelenz und BNK-Pressesprecher.

© Brück

Meinen heutigen Überlegungen möchte ich vorausschicken, dass ich die Diagnostik und Therapie meiner Patienten und Patientinnen nicht primär vom Alter abhängig mache. Ich hatte Kritik geerntet, als ich an dieser Stelle einmal von einer Ergometrie einer über 90 Jahre alten Patientin berichtet hatte. Dabei war sie top fit und erledigte bis dahin alles mit dem Fahrrad, kam dann aber zu uns, weil sie Beschwerden hatte. Warum erzähle ich Ihnen das?

Kürzlich bekamen wir eine Anmeldung zu einem kurzfristigen Termin, bei dem erfreulicherweise schon Vorbefunde vorlagen. Dort war zu lesen, dass der 85-jährige Patient im letzten Jahr bereits in der Klinik war, wo ein Aortenvitium festgestellt wurde. Über das weitere Prozedere sollte das Heart-Team entscheiden. Dessen Entscheidung fehlte aber. Es war jedoch ersichtlich, dass mit dem Patienten selbst wegen einer deutlich fortgeschrittenen Demenz nicht zu kommunizieren war.

Es sollten nur Untersuchungen durchgeführt werden, die potenziell Konsequenzen haben.

Einige Tage später stand auf der Überweisung von zwei multimorbiden Patienten (90 und 94 Jahre alt), die zur Schrittmacherkontrolle kamen, dass auch eine Echokardiografie erfolgen sollte.

In allen diesen Fällen erschließt sich mir nicht, welche Konsequenzen die gewünschten Untersuchungen haben sollten. Aber nach meinem Empfinden sollten nur solche Untersuchungen durchgeführt werden, die potenziell auch Konsequenzen haben und wo diese dann auch umgesetzt werden.

In der Praxis – und ich denke auch in der Klinik – ist es im Alltag jedoch nicht immer einfach, sich gegenüber den Erwartungen von Hausärzten oder auch Angehörigen durchzusetzen. Bei der Echokardiografie ist das ja noch problemlos, sie schadet wenigstens nicht.

Apropos Echo: Bei der Untersuchung eines Patienten nach Herzinfarkt sagte der mir wörtlich: „Ich muss Ihnen sagen, ich bin so ein fauler Sack, ich tue überhaupt nichts; dabei habe ich so ein gutes Vorbild, mein Vater ist über 90, nimmt keine Tabletten, aber er ist immer aktiv gewesen“.

Bei diesem Vater würde ich bei Beschwerden auch jenseits der 90 das volle Programm ausschöpfen.

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