Erkenntnisse aus aktuellen Studien und Registern

Interview-- Eine Therapiemöglichkeit bei Patienten mit Herzerkrankungen und obstruktiver oder zentraler Schlafapnoe ist die adaptive Servoventilation (ASV). Die Evidenz hierzu aus Studien und Registern ist jedoch nicht ganz einfach einzuordnen. Welche Erkenntnisse bringen die Register Schlaf-HF-XT und READ-ASV und die Studien ADVENT-HF und TEAM-ASV I?

Ein Interview von Prof. Christoph Schöbel Veröffentlicht:
Patienten mit HFrEF und OSA können sicher mit einem Positivdruckverfahren behandelt werden. k8most/stock.adobe.com(Symbolbild mit Fotomodell)

Patienten mit HFrEF und OSA können sicher mit einem Positivdruckverfahren behandelt werden.(Symbolbild mit Fotomodell)

© k8most/stock.adobe.com

Insbesondere bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz wissen wir um die hohen Prävalenzzahlen von schlafbezogenen Atmungsstörungen. Welche aktuellen Ergebnisse zeigt hier das Schlaf-HF-XT-Register?

Vorherige Studien bezogen sich überwiegend auf Patienten mit Herzinsuffizienz und reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF). Dieses Register liefert uns nun aktuellere Zahlen von über 3.000 Patienten, darunter auch Patienten mit Herzinsuffizienz und leichtgradig reduzierter (HFmrEF) oder erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF). 40–50 % der Männer und Frauen mit HFrEF haben eine relevante Schlafapnoe. Bei HFmrEF und HFpEF lagen die Zahlen etwas niedriger (30–44 % und 28–41 %). Je höher die linksventrikuläre Ejektionsfraktion ist, desto mehr überwiegt die obstruktive gegenüber der zentralen Schlafapnoe.

Prof. Michael Arzt-- ist Professor für Innere Medizin, Schlaf- und Beatmungsmedizin am Universitätsklinikum Regensburg und leitet dort das Schlafmedizinische Zentrum. Uniklinik Regensburg

Prof. Michael Arzt-- ist Professor für Innere Medizin, Schlaf- und Beatmungsmedizin am Universitätsklinikum Regensburg und leitet dort das Schlafmedizinische Zentrum.

© Arzt

Bei HFrEF-Patienten mit vorwiegender zentraler Schlafapnoe wurde in der SERVE-HF-Studie in 2015 eine höhere kardiovaskuläre Mortalität in der Therapiegruppe mit einer speziellen Positivdrucktherapieform, der sogenannten adaptiven Servoventilation (ASV), nachgewiesen. Welche neuen Erkenntnisse bringt die ADVENT-HF-Studie?

In der ADVENT-HF-Studie wurden mehr als 800 Patienten mit chronischer HFrEF in eine ASV- und eine Kontrollgruppe randomisiert. Von ihnen hatten ca. zwei Drittel eine obstruktive Schlafapnoe und ein Drittel eine zentrale Schlafapnoe. Weder in der Gesamtpopulation, noch in den Untergruppen mit obstruktiver oder zentraler Schlafapnoe hatte die ASV einen relevanten Effekt auf die kardiovaskuläre Mortalität. Das heißt, dass wir jetzt zuverlässiger sagen können, dass wir Patienten mit HFrEF und obstruktiver Schlafapnoe sicher mit Positivdruckverfahren behandeln können.

Im READ-ASV-Register wurde zudem untersucht, bei welchen Patienten die ASV-Therapie weiterhin einen wichtigen Stellenwert hat.

Im Gegensatz zu den großen randomisierten Langzeitstudien (SERVE-HF und ADVENT-HF) zeichnen sich ASV-Nutzer in Schlaflaboren dadurch aus, dass sie zwar viele kardiovaskuläre Komorbiditäten, aber eine erhaltene Ejektionsfraktion haben und häufiger unter Symptomen der Schlafapnoe (ca. 70 %) leiden. Folglich zeigten sich in READ-ASV unter ASV-Therapie relevante Verbesserungen der schlafapnoebedingten Symptome, vor allem bei Patienten mit stärkerer Schläfrigkeit vor Therapiebeginn.

In eurer Studie TEAM-ASV I konnte erstmals ein positiver Effekt einer frühzeitigen ASV-Therapie bei Patienten mit Schlafapnoe und akutem Myokardinfarkt gezeigt werden.

Ja, in dieser „Proof of Concept Studie“ reduzierte ASV die Infarktgröße.

Lieber Michael, herzlichen Glückwunsch zu diesen tollen Ergebnissen und vielen Dank für das Interview!

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