PAP-Therapie kann Blutdruck senken und …

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Von Prof. Dr. Christoph Schöbel Veröffentlicht:
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Ausreichender, ungestörter und gesunder Schlaf fühlt sich nur gut an. Gesunder Schlaf ist nach Sichtung aller Evidenzen durch die American Heart Association nun auch einer von 8 anerkannten essenziellen Faktoren für die kardiovaskuläre Gesundheit [1]. In einer aktuellen Arbeit von Huang et al. [2] wurden Daten von über 300.000 Erwachsenen aus der UK-Biobank analysiert. Hier zeigte sich, dass sowohl eine selbst berichtete als auch eine ärztlich diagnostizierte Schlafstörung mit einer niedrigeren Lebenserwartung frei von kardiovaskulären Erkrankungen assoziiert war. Diese Assoziation trat insbesondere bei Teilnehmern mit einer schlafbezogenen Atmungsstörung auf. Diese Zahlen wundern nicht, sind doch bei Patienten mit Schlafapnoe nächtliche Sauerstoffabfälle mit nachfolgender sympathischer Überaktivierung im Rahmen der überlebensnotwendigen, kurzen Weckreaktionen hinlänglich bekannt. Diese wiederkehrenden, nächtlichen Belastungen erklären das mittel- bis langfristig erhöhte Risiko für manifeste kardiovaskuläre Erkrankungen [3]. Daher erscheint eine spezifische Therapie der obstruktiven Schlafapnoe (OSA) wichtig in der Prävention und Behandlung von Herzerkrankungen. So zeigen Metaanalysen einen signifikanten Effekt einer OSA-Therapie auf den Blutdruck der Studienpatienten. Dies konnte sowohl für die etablierte nächtliche Überdrucktherapie (PAP) als auch für die intraorale Unterkieferprotrusionsschiene gezeigt werden [4], die seit 2 Jahren auch in Deutschland als Zweitlinientherapie bei PAP-Intoleranz als Kassenleistung gilt.

Sicher konnten bisher groß angelegte randomisierte Studien nicht zeigen, dass eine PAP-Therapie bei OSA die kardiovaskuläre Mortalität verbessert [5] – allerdings entspricht die untersuchte Studienpopulation kaum den Patienten aus unserem schlafmedizinischen Alltag: so wurden z. B. nur OSA-Patienten OHNE eine bestehende Tagesschläfrigkeit eingeschlossen [6]. Gerade dieses Symptom ist jedoch bei untherapierten OSA-Patienten mit einer erhöhten kardiovaskulären Morbidität und Mortalität assoziiert und sollte daher neben dem erhöhten Index für schlafbezogene Atmungsstörungen in unsere Therapieentscheidung einfließen [7].

Neben der Diagnose- und Therapieindikationsstellung sollte der Fokus auch darauf gerichtet sein, eine OSA-Therapieform auszuwählen, die möglichst regelmäßig und langfristig vom einzelnen Patienten angewendet werden kann – so zeigten die erwähnten Studien z. T. eine unzureichende mittlere PAP-Nutzungsdauer [8]. Neue Krankenkassendaten, auch aus Deutschland, belegen die Wichtigkeit einer regelmäßig genutzten Schlafapnoe-Therapie hinsichtlich der Gesamtmortalität: So zeigte sich bei OSA-Patienten mit einer fortgesetzten PAP-Therapienutzung eine signifikant niedrigere Gesamtsterblichkeitsrate im Vergleich zu denjenigen Patienten, die eine verordnete PAP-Therapie im Beobachtungszeitraum abbrachen [9, 10].

Kontakt-- Prof. Dr. Christoph Schöbel, Zentrum für Schlaf- und Telemedizin, Ruhrlandklinik – Westdeutsches Lungenzentrum am Universitätsklinikum Essen, christoph.schoebel@rlk.uk-essen.de

Literatur--

1. Lloyd-Jones DM et al. Circulation. 2022;146(5):e18-e4

2. Huang BH et al. BMC Med. 2023;21(1):75

3. Javaheri S et al. J Am Coll Cardiol. 2017;69(7):841-58

4. Bratton DJ et al. JAMA. 2015;314(21):2280-93

5. Dissanayake HU et al. Clin Cardiol. 2021;44(12):1729-38

6. Reynor A et al. Sleep. 2022;45(4):zsab264

7. Mazzotti DR et al. Am J Respir Crit Care Med. 2019;200(4):493-506

8. Labarca G et al. Chest. 2021;160(6):2266-74

9. Pépin JL et al. Chest. 2022;161(6):1657-65

10. Woehrle H et al. Am J Crit Care Med. 2023;207:A5965

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