Warum Vorhofflimmern bei Herzinsuffizienz relevant ist
Rhythmuskontrolle-- Vorhofflimmern (VHF) ist eine häufige und wichtige Komorbidität bei Patienten mit Herzinsuffizienz (HF), die den Effekt einer Herzinsuffizienztherapie beeinträchtigen kann. Das ist einer der Gründe, warum die VHF-Therapie auch bei HF-Patientinnen und -Patienten eine immer wichtigere Rolle spielt. Ein „Gamechanger“ könnten SGLT-2-Inhibitoren sein.
Veröffentlicht:Die Behandlungsindikationen für eine Rhythmuskontrolle bei Patienten mit Vorhofflimmern (VHF) wurden in den letzten Jahren wegweisend verändert. Die viel zitierte und diskutierte EAST-AFNET-4-Studie hat gezeigt, dass eine frühzeitige Rhythmuskontrolle den zusammengesetzten Endpunkt aus kardiovaskulärer Mortalität, herzinsuffizienzbedingter Hospitalisierung und dem Auftreten von Schlaganfällen oder einem akuten Koronarsyndrom im Gegensatz zu einer konventionellen Therapie signifikant reduziert [1]. Auch wenn diese Studie nicht primär den Effekt der Katheterablation untersucht hat, ist das interventionelle Verfahren derzeit der erfolgversprechendste Weg, um bei Patienten mit symptomatischem VHF auf Dauer einen Sinusrhythmus zu erhalten.
Eine riskante Kombi: HF mit VHF
Die Behandlung von VHF nimmt auch bei Patienten, bei denen eine Herzinsuffizienz (HF) vorliegt, eine immer wichtigere Rolle ein. Eine pathophysiologische Interaktion zwischen dem Vorliegen von VHF und einer HF mit eingeschränkter oder erhaltener linksventrikulärer Funktion ist seit langem bekannt, über die jeweilige Kausalität oder eine Bidirektionalität der pathophysiologischen Interaktion zwischen Atrien und Ventrikeln weiß man jedoch weniger.
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SGLT-2-Inhibitoren punkten bei HF plus VHF
Einer der Meilensteine der Therapie der Patienten mit HFpEF besteht in der Gabe von SGLT-2-Inhibitoren, die bislang als einziges Medikament in der DELIVER-Studie eine Verbesserung der Symptomatik der Patienten erreichen konnten [4]. Dies ist auch im Hinblick auf die Patienten mit VHF relevant, da zum Beispiel beim Einsatz von Betablockern bei Patienten mit HF der Erfolg der Therapie vom VHF abhängt: Patienten mit VHF profitieren nicht in gleichem Maße wie solche, bei denen Sinusrhythmus vorliegt. Dies trifft für den Einsatz von SGLT-2-Inhibitoren nicht zu. Hier ist der Effekt der Symptomverbesserung auch bei Patienten mit VHF nachweisbar, was den Einsatz des Medikamentes für eine noch größere Zahl an Patienten sinnvoll macht. Eine kürzliche publizierte Metaanalyse hat die Effekte der SGLT-2-Inhibition bei insgesamt fast 84.000 Patienten mit unterschiedlichen Formen der HF untersucht [5]. Auch VHF war eine der Komorbiditäten, die bei der Analyse im Vordergrund standen. Die Kollegen konnten zeigen, dass der negative Effekt des VHF durch die Gabe der SGLT-2-Inhibitoren aufgehoben werden konnte und Patienten mit und ohne VHF in gleichem Maße von der Gabe profitierten. Für Patienten mit VHF scheint die Medikation also besonders effektiv auf die untersuchten Endpunkte der HF zu wirken.
Mechanismen noch unbekannt
Über die Mechanismen kann indes nur spekuliert werden, auch wenn in einer bislang unpublizierten experimentellen Studie gefunden wurde, dass SGLT-2-Inhibitoren die elektrophysiologischen Eigenschaften des atrialen Myokards so verändern, dass deren Einnahme zu einer Reduktion des VHF führen kann. Damit stellt sich die Frage ob SGLT-2-Inhibitoren möglicherweise eine zugrunde liegende atriale Kardiomyopathie mit nachfolgender atrialer Arrhythmopathie – und in dieser Hinsicht atriale Remodellingprozesse – präventiv oder sogar revers beeinflussen können.
Fazit
SGLT-2-Inhibitoren öffnen neue Perspektiven für eine mögliche Prävention und Behandlung von Patienten mit VHF im Kontext mit und ohne HF.
Es gibt Hinweise, dass die Katheterablation des VHF nicht nur bei Patienten mit HFrEF sondern auch mit HFpEF relevante Endpunkte wie die HF-Hospitalisierung und Mortalität günstig beeinflussen kann.
Aktuell rekrutierende multizentrische Studien werden hierzu weitere Antworten geben. Jetzt sind wir gefordert, möglichst viele Patienten einzuschließen und für den Erfolg der Studien zu sorgen.
Kontakt-- Prof. Dr. Constanze Schmidt, Abteilung für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie, Universitätsklinikum Heidelberg, Constanze.Schmidt@med.uni-heidelberg.de
Literatur--
1. Kirchhof P et al. New Engl J Med. 2020;383:1305-16
2. Gopinathannair R et al. Circ Arrhythm Electrophysiol. 2021;14:Hae0000000000000078
3. Sugumar H et al. Eur J Heart Fail. 2021;23:785-96
4. Solomon SD et al. N Engl J Med. 2022;387:1089-98
5. Vaduganathan M et al. Lancet. 2022;400:757-67