Spezialisierung Herzinsuffizienz

Karrierewege-- Innovationen in der Behandlung der Herzinsuffizienz haben in den letzten Jahren die klinische Kardiologie nachhaltig verändert. Dies hat nicht nur die Versorgung verbessert, sondern eröffnet auch Kardiologinnen und Kardiologen neue Perspektiven.

Von Dr. Hashemi und PD Dr. Papathanasiou und PD Dr. Schrage Veröffentlicht:
Schwerpunkt Herzinsuffizienz-- ein wichtiger und vielseitiger Bereich der Kardiologie. Tom/stock.adobe.com

Schwerpunkt Herzinsuffizienz-- ein wichtiger und vielseitiger Bereich der Kardiologie. Tom/stock.adobe.com

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Die Herzinsuffizienz nimmt eine zentrale Stellung in der ambulanten und stationären Versorgung der Patientinnen und Patienten ein. Durch die steigende Lebenserwartung und fortlaufende Verbesserungen in der Therapie sehen wir immer mehr ältere Personen, die länger mit einer Herzinsuffizienz leben. Diese erfreuliche Entwicklung resultiert allerdings auch in einer steigenden Prävalenz sowie einer Zunahme von Komorbiditäten, was die Therapie zunehmend komplexer macht. Zudem zählt die Herzinsuffizienz zu den Hauptgründen für Krankenhausaufenthalte mit entsprechend häufigen Wechseln zwischen ambulanter und stationärer Versorgung. Eine effektive Koordination zwischen den Sektoren ist entscheidend, um die bestmögliche Behandlung sicherzustellen. Unzureichende Abstimmung hingegen beeinträchtigt die effektive Nutzung von Therapien und somit sowohl die Lebensqualität als auch -erwartung der Betroffenen. Angesichts der hohen Prävalenz, der zunehmend komplexen Behandlung und des bedeutenden klinischen Einflusses ist die Herzinsuffizienz einer der wichtigsten Schwerpunktbereiche der modernen Kardiologie. Die Spezialisierung darauf bietet gerade jungen Kardiologinnen und Kardiologen ein breites und inspirierendes Feld an Karrieremöglichkeiten.

Viele ärztliche Betätigungsfelder

PD Dr. Djawid Hashemi, Charité – Universitätsmedizin Berlin Hashemi

PD Dr. Djawid Hashemi, Charité – Universitätsmedizin Berlin

© Hashemi

PD Dr. Benedikt Schrage, UKE HamburgSchrage

PD Dr. Benedikt Schrage, UKE Hamburg

© Schrage

In erster Linie bietet die Spezialisierung Herzinsuffizienz einen Rahmen für eine umfangreiche Ausbildung in der Kardiologie. Das Spektrum reicht von der medikamentösen Behandlung bis hin zu komplexen interventionellen Verfahren und rhythmologischem Management. Um die individuell für die Patientinnen und Patienten geeignete Therapie zu wählen und anzuwenden, erfordert es eine Spezialisierung des kardiologischen Fachpersonals. Notwendig ist die Kenntnis der jeweiligen therapeutischen Methoden sowie eine profunde Ausbildung in den diagnostischen Maßnahmen. Die Echokardiografie bildet einen wichtigen Grundstein, da sie eine präzise Beurteilung der Patienten ermöglicht. Sie bietet jungen Kardiologinnen und Kardiologen die Möglichkeit, sich frühzeitig aktiv einzubringen und eine wesentliche Rolle im Patientenmanagement zu übernehmen. Im Verlauf der Weiterbildung gewinnen zusätzliche bildgebende Verfahren wie das Kardio-MRT an Bedeutung, sowohl für die Versorgung von Patientinnen und Patienten als auch für die fachliche Weiterentwicklung.

Herzinsuffizienz: ein breites Feld für die Forschung

Trotz der enormen Fortschritte in der Therapie der Herzinsuffizienz besteht weiterhin ein hoher Bedarf an wissenschaftlicher Innovation. Neben der Entwicklung zielgerichteter Therapien für spezielle Phänotypen und Populationen, beispielsweise die Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion, sind insbesondere weitere Forschungsprojekte relevant. Diese adressieren die Implementierung der vorhandenen Therapien, den Einsatz von (Tele-)Monitoring-Systemen sowie die Früherkennung. Der Brückenschlag vom traditionellen Labor, über epidemiologische Aspekte, Versorgungswissenschaften und klassischen Interventionsstudien bis hin zu digitalen Tools für das Patientenmanagement bietet jungen, forschungsinteressierten Kolleginnen und Kollegen ausgezeichnete Möglichkeiten, sich wissenschaftlich aktiv einzubringen und einen Beitrag in ihrem Interessensgebiet zu leisten. Selbst ohne langjährige Erfahrung in komplexen Therapieverfahren bieten sich vielfältige Möglichkeiten, Einblicke in die Forschung zu gewinnen.

Interdisziplinarität ist gefragt

Nicht zuletzt ist die Interdisziplinarität ein entscheidendes Argument für die Spezialisierung Herzinsuffizienz. Die Rate auch prognostisch relevanter Komorbiditäten, wie Diabetes mellitus, chronische Niereninsuffizienz, und systemischer Erkrankungen, die mit einer Kardiomyopathie einhergehen können, nimmt zu. Daher ist ein umfassendes internistisches Wissen für eine effektive Behandlung unerlässlich. Diese fachübergreifende Perspektive ermöglicht es jungen Kardiologinnen und Kardiologen, ihre Kompetenz zu vertiefen und trägt gleichzeitig zur optimalen Patientenversorgung und auch Förderung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit bei.

Sektorenübergreifende Versorgung

Kardiologinnen und Kardiologen, die sich auf Herzinsuffizienz spezialisieren, müssen einerseits die Hürden einer sektorübergreifenden Versorgung meistern, gleichzeitig treiben sie jedoch mit ihrer Arbeit in Herzinsuffizienz-Netzwerken die Innovation in den Versorgungsstrukturen voran. Verschiedene Versorgungsbereiche – von der kardiologischen Praxis bis zum überregionalen Kompetenzzentrum – sind eng miteinander verknüpft. Die Einsatzmöglichkeiten reichen von der ambulanten Versorgung bis hin zur interventionellen (Notfall-) Behandlung und Intensivmedizin. Diese Vielfalt ermöglicht es, die berufliche Entwicklung flexibel an die jeweilige Lebenssituation anzupassen und somit Familie und Beruf modern und ohne Einbußen zu vereinbaren.

Zusammenfassend ist die Spezialisierung Herzinsuffizienz mehr als nur ein einzelnes medizinisches Fachgebiet; sie repräsentiert ein dynamisches Feld, geprägt von klinischer Vielfalt und Innovation. Sie bietet nicht nur die Herausforderungen eines sich rasch entwickelnden Bereichs, sondern auch die Möglichkeit, die berufliche Entwicklung flexibel nach persönlichen Lebensumständen und Interessen zu gestalten.

Fazit

Die Herzinsuffizienz hat eine zentrale Bedeutung in der Kardiologie und auch der Inneren Medizin. Die Vielzahl an diagnostischen und therapeutischen Methoden positionieren sie als Schlüsseldisziplin in der Kardiologie.

Die Spezialisierung Herzinsuffizienz stellt somit einen zukunftsweisenden und erfüllenden Karriereweg für die nächste Generation von Kardiologinnen und Kardiologen dar.

Kontakt-- PD Dr. Djawid Hashemi, Charité – Universitätsmedizin Berlin, djawid.hashemi@dhzc-charite.de; PD Dr. Maria Papathanasiou, Universitätsklinikum Frankfurt, papathanasiou@med.uni-frankfurt.de; PD Dr. Benedikt Schrage, UKE Hamburg, b.schrage@uke.de

Literatur bei den Verfassern/der Verfasserin

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