In memoriam Prof. Dr. Alain Cribier

Nachruf-- Alain Cribier verstarb unvorhergesehen am 16.2.2024 mit 79 Jahren in Rouen und hinterlässt seine Ehefrau und 2 Söhne.

Von Prof. Dr. med. Hans R. Figulla Veröffentlicht:

Alain Cribier wurde am 25.1.1945 in Paris geboren und studierte dort Medizin. Nach dem Examen und der ersten ärztlichen Tätigkeit ging er 1972 nach Rouen/Frankreich an die dortige Universitätsklinik und blieb dort bis zu seiner Emeritierung. 1977 Facharzt für Kardiologie, 1983 Direktor der Teilbereiche Intensivmedizin und Herzkatheterlabore, 1993 Direktor der Klinik für Kardiologie, 2011 Emeritierung.

Die klinischen und wissenschaftlichen Schwerpunkte

In memoriam Prof. Dr. Alain Cribier, 1945–2024, emeritierter Direktor der Abteilung für Kardiologie Rouen, Universitätsklinikum Frankreich. Cribier

In memoriam Prof. Dr. Alain Cribier, 1945–2024, emeritierter Direktor der Abteilung für Kardiologie Rouen, Universitätsklinikum Frankreich.

© Cribier

Seine klinische Arbeit wurde weltberühmt:

1985 durch die ersten Ballonvalvuloplastien der Aortenklappe. Diese Methode verbreitete sich weltweit bis in die 90er-Jahre, wurde aber aufgrund häufiger Restenosen in den 90er-Jahren verlassen und wird zur Zeit nur noch palliativ angewandt.

1993 entwickelte Alain Cribier, folgend den Ideen 1992 von Andersen, die ersten perkutanen Stentklappen. Die folgenden Jahre bis 1999 beschrieb Alain Cribier als die frustrierendsten in seinem Leben, da keine Firma die revolutionären Ideen finanzieren wollte bzw. diese von vielen ärztlichen Experten abgelehnt wurden.

1999 gründete Alain Cribier zusammen mit Martin Leon, Stan Rabinovich und Stan Rowe die Firma PVT (Percutaneous Valve Technology) und entwickelte zusammen mit israelischen Ingenieuren eine erste ballonexpandierbare Klappe, die am 16.4.2002 bei einem 57-jährigen Patienten erfolgreich palliativ in Aortenposition eingesetzt werden konnte und als Durchbruch in der klinischen Kardiologie bezeichnet werden kann. Erste klinische Studien in den folgenden Jahren zur TAVI wurden in seinem Zentrum initiiert.

2004 wurde die Firma PVT an Edwards Lifesciences verkauft und eine rasante Entwicklung der TAVI-Techniken folgte bis zur CE-Zulassung 2007 (Cribier-Edwards-Valve).

Ehrungen

Alain Cribier erhielt folgend dieser Pionierleistung etwa 20 internationale Ehrungen in Form von Ehrenmitgliedschaften vieler Fachgesellschaften oder Auszeichnungen. 2014 wurde Alain Cribier Ehrenmitglied der DGK. In Frankreich wurde er Mitglied der Ehrenlegion und Mitglied der Palmes Academy.

Der Mensch und Innovator Alain Cribier

Ende der 1990er-Jahre begegneten wir uns mehrmals vereint in der Frustration, dass die Idee einer perkutan implantierbaren Aortenklappe von der Industrie und unseren herzchirurgischen Partnern abgelehnt wurde. In Göttingen experimentierten wir zu dieser Zeit mit einer selbstexpandierenden Aortenklappe und in Gesprächen versuchte ich Alain Cribier zu überzeugen, dass eine ballonexpandierbare Klappe nach einiger Zeit embolisieren würde. Ich konnte ihn glücklicherweise nicht überzeugen. Mit seinem Enthusiasmus gelang ihm schließlich die Firma PVT zu gründen und seine Ideen zu realisieren.

Alain Cribier war ein Mann, getrieben von Unruhe und Enthusiasmus seine richtigen Ideen durchzusetzen, überzeugt auch von der klinischen Notwendigkeit. Der „Unmet clinical need“ veranlasste ihn auch 1995 ein resterilisierbares metallenes Valvuloplastom zu konstruieren, um Mitralklappenvalvuloplastien in ärmeren Ländern durchzuführen, was ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Madras/Indien einbrachte. So wurde er 1997 auch Co-Founder der Indo-Friends Foundation of Interventional Cardiology und er trainierte ca. 300 indische Ärzte in Rouen. Alain Cribier schwankte in seiner frühen ärztlichen Ausbildung zum Facharzt zwischen Herzchirurgie und Kardiologie. Er bewunderte das Handwerk der Herzchirurgen und die spätere Kooperation in Rouen zwischen den beiden Abteilungen war exzellent. Nicht zuletzt dieses ermöglichte ihm, die ersten klinischen Studien zur TAVI durchzuführen. Sein handwerkliches Geschick und seine Musikalität konnte er auch sehr passabel an einem Klavierflügel ausleben.

Alain war für uns alle ein inspirierender, temperamentvoller musischer Mensch, getrieben von seiner Motivation als Arzt Krankheit und Leid durch Innovation zu lindern und sein Können an Ärzte auf allen Kontinenten weiterzugeben. Bis eine Woche vor seinem unvorhergesehenen Tod arbeitete er zusammen mit Patrick Serruys und weiteren Herausgebern und Co-Autoren an der zweiten Edition des Buches „Transcatheter Aortic Valve Implantation, Current and Future Developments“, welches in diesem Jahr erscheinen wird. Nicht nur wir als Co-Autoren sind sehr betroffen von seinem Tod, auch die DGK trauert um ihr berühmtes Ehrenmitglied. „Nur wer die geschützte Küste verlässt und aufs offene Meer segelt, kann neue Kontinente entdecken“ – André Gide.

Wir verneigen uns vor Alain Cribiers Lebensleistung.

Kontakt-- Prof. Dr. Hans R. Figulla, Direktor i.R. der Klinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Jena

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